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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 08.03.1917 (3.2012.2822)

 

8. III. 1917.



Meine Lieben!
Heute bekommt Ihr die versprochenen Bilder, von mir sind nur das Felsenmeer (1 schlechter Abzug, das Papier hat nicht mehr gereicht, einen guten Abzug habe ich zurückbehalten, um ihn Prof. Drevermann zu schicken) und das kleine Bildchen von uns 3 Regiments- u. Klassenkameraden, von dem ich Euch auch schon schrieb. Die Aufnahme des Felsenmeeres habe ich übrigens unter den schwierigsten Umständen ausgeführt, ich mußte dazu auf eine Tanne klettern u. an einer Stelle, wo die Äste ein wenig lichter waren, den Apparat in einer Hand weit vorstrecken und abknipsen, die andere Hand brauchte ich zum Festhalten. Die Aufnahme ist verhältnismäßig gut gelungen. Mit der Gelbscheibe habe ich auch schon verschiedentlich Versuche gemacht, ich belichte meistens noch zu kurz, na man muß eben erst einmal alles falsch machen, dann lernt man es am schnellsten und gründlich. - Das Felsenmeer ist sehr interessant, es entspricht durchaus dem vom Felsberg im Odenwald, auch hier ist der zugehörige unterirdische Bach vorhanden, den die Theorie fordert. (Vati kneift ein Auge zu und hält seinen Kopf immer schiefer, aber es ist doch so!) - Die anderen Bilder, die wir von H. Schaufele\'s[?] Negativen gemacht haben, erkläre ich Euch am besten mündlich, es gibt ja zu jedem etwas zu erzählen, ich kenne ja beinahe jeden Baum und Stein, der auf den Bildern ist. - Bei meinen Patroullen damals habe ich 2 Aufnahmen der französischen Stellung (aus etwa 10 m Höhe) gemacht, die aber leider wegen Unterbelichtung nichts geworden sind. Sie wären sonst sehr interessant geworden.
Gestern gegen Abend war eine ziemliche Knallerei am Hilsenfirst, die wir (Joh. u. ich gingen gerade in Stellung, um die Arbeiten nachzusehen) gut beobachten konnten. Soviel wir heute gehört haben, sollen die Franzosen angegriffen haben mit 30 Mann etwa, von denen kein einziger zurückkam. Ein einziges MG hat alles besorgt!!
Beim Mittagessen gibt es an unserem Tisch immer lebhafte Erörterungen, da wir eine Fremdwörterkasse eingeführt haben, aus der die gelegentlichen Kantineneinkäufe bestritten werden. Heute beschäftigten wir uns lange mit dem Wort „probieren“, das ich für strafbar halte. Wir haben uns noch nicht geeinigt.
Denkt mal, Freund Haff[?] ist seit dem 1. III wieder in Cleve beim Ersatzbataillon! Sein Kiefer sei bald ganz fest, nur sein Bein macht ihm noch zu schaffen (er hatte Nervenentzündung!)
An Pate Lill[?] habe ich heute eine nachträgliche Geburtstagskarte geschrieben, ich hatte Ihren Geburtstag ganz vergessen.. Vielleicht schreibt mir Hexle mal die nächsten Geburtsdaten aus unserer Verwandtschaft zusammen. -
Alles Gute weiterhin u. 1000 herzliche Grüße
Euer Euchl. Wolf.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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