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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 01.07.1917 (3.2012.2822)

 

1. Juli 1917.


220.

Meine Lieben!
Der Tagesbericht wird Euch über alle Ereignisse in unserer Gegend unterrichtet haben u. Ihr seid vielleicht etwas in Sorge. So nahe wir auch dem Schauplatz der Ereignisse liegen, so sind wir selbst doch ganz unbeteiligt, d. h. wir bekommen kein Feuer u. schießen auch nicht, lediglich ich hänge den ganzen Tag am Fernsprecher u. übermittle die Nachrichten von den Österreichern an unsere Brigade u. ziehe Erkundigungen bei, unser Batl. ein, ob sie etwas beobachtet haben. - Seit 2 Tagen lag, wie ich Euch schon schrieb, wechselnd schweres Feuer auf den ungarischen Stellungen. Vorgestern Nachm. waren starke Feuerüberfälle mit Gasgranaten auf die ungarischen Batterien, gestern war besonders Vorm. lebhaftes Feuer. Nachm. wurde es schwächer, so daß wir annahmen, die Russen wollten noch einen dritten Tag mit Artillerie vorbereiten, bevor sie einen Angriff zu unternehmen wagten. Da ging gestern Abend 9.20 plötzlich lebhaftes Gewehr- u. Maschinengewehrfeuer los, Fauchen von Handgranaten und plötzliches Losbellen der Geschütze. Ich sause an den Fernsprecher, da kommt schon Meldung von vorn: „Russ. Angriff bei Z.“ Wie der Blitz hatte ich Verbindung mit unser Artillerie, denn die konnte gegebenenfalls helfend eingreifen, wenn\'s die Ungarn nicht allein schaffen sollten, und sofort rief ich auch die Brigade an, so erhielt alles durch meinen Mund die erste Nachricht vom Angriff *)
*) Eingebildeter Esel, der ich bin, gelt!
u. zugleich die Mitteilung, daß vor unserem Abschnitt vollständige Ruhe ist. Schon 5 Minuten nach 10 Uhr erhielt ich von der östr. Nachbarbrigade auf Anfragen die Mitteilung, daß der russ. Angriff auf der ganzen Front B. - Z. abgeschlagen ist. Alle haben wir Hurra gebrüllt mit Ausnahme von mir, der ich während des […] schon wieder 3 verschiedene Ferngespräche geführt hatte. Um ½ 11 war bereits alles ruhig. - Ich habe heute früh an den Regts.adjutanten des zweitnächsten K. u. K. Nachbarregiments ein persönliches Schreiben gerichtet, ihn um kurze Angabe einiger Stichworte über Verlauf des gestrigen Angriffs gebeten u. zugleich wünschte bundesbrüderliche Glückwünsche zu der schneidig durchgeführten Abwehr ausgesprochen. Darauf erhielt ich von ihm einen sehr interessanten und außerordentlich kameradschaftlichen Brief (es ist ein Hauptmann), den ich mir gut verwahren werde als Belegstück für den großen kameradschaftlichen Geiste der österreichischen Offiziere und als geschichtliches Dokument für die Kämpfe hier in Ost-Galizien
- So nun noch einiges weniger Kriegerisches. Der Rgts. Adj. hat zunächst mal geschrieben, daß er auf 4 Wochen zur Heilung seiner Nerven in eine Anstalt kommt (hier oben hatte er den Fuß verstaucht!!), außerdem bin ich neulich als Gerichtsoffizier vereidigt worden, was ich Euch glaub ich noch nicht geschrieben habe. Na, nous verons! sagte Onkel Hans. -
Im übrigen gefällt es mir hier beim Regiment sehr gut. Ich komme mit Herrn Major tadellos aus, bin mit den übrigen Herrn vom Stab, die ich ja alle von meiner Tätigkeit im März her kenne, gut Freund, schenke auch dem schwarzen Kater „Peter“ des Herrn Major die nötige Ehrerweisung und habe als Batl. adjutanten 2 Duzfreunde unter mir (Johannes u. ein mit uns gleichzeitig beförderter H. Hillesheim), so klappt die Sache vorläufig sehr schön. Der Nervosität von weiter oben komme ich mit der entsprechenden unerschütterlichen Ruhe entgegen, dem einzigen wirksamen Mittel zu siegreicher Führung des inneren Krieges, Zum Mittagsessen gab es heute (Sonntag!) Krebse, Griessuppe, Roastbeef mit Katoffeln u. grünen Erbsen u. anschließend ein Tässchen Kaffee u. einen Wudki[?] im Freien : Herz was willst Du mehr. - Die Post brachte mir Vati\'s liebe Karte von der Saalburg, herzlichen Dank dafür. Ich staune über Mutti\'s Stenographie! Ganz großartig einfach! - Nun aber ade!
1000 herzliche Grüße Euch allen Euer Euchl. Wolf.

Darf ich Euch nochmal um die weichen Kragen u. zugehörigen Hemdknöpfchen erinnern. Ich bat Euch mal auf einer sehr flüchtigen Karte darum, es war leicht zu übersehen.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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