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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 13.01.1917 (3.2012.2822)

 

13. 1. 1918.


322.

Meine Lieben!
Mein heutiger Brief soll nur ein kurzes Begleitschreiben zu einigen Photo\'s sein, die ich Euch schicken will. Ich habe hier noch so viele liegen und möchte sie allmählich loswerden, sonst sammelt sich zu viel an. Ich denke, es wäre ganz gut, wenn Ihr alle die Photos, die ich schicke, in einem Postkartenalbum vereinigt, denn wenn man sie lose aufhebt, ist die Gefahr des Verlierens zu groß. Man hat auch so eine viel bessere Übersicht, kann sie Gästen zeigen und wenn ich nach Hause komme, dann ordne ich sie zeitlich und sachlich.
Die Aufnahme vom Abschluß der Waffenruhe durch Handschlag habt Ihr gestern schon in etwas anderer Ausführung bekommen, gleichwohl ist auch sie recht wertvoll. - Aus dem Winterbild könnt Ihr gut den Charakter der hiesigen Landschaft entnehmen. Die Ruthenenhäuser sehen im Schneekleid sehr gemütlich aus, auch die einfachen […]zäune, aus Weiden geflochten, beleben sehr das Landschaftsbild. - Ich schrieb Euch, daß wir am Neujahrstage eine Zusammenkunft mit den Russen hatten, die uns ihre Glückwünsche darbrachten. Dabei waren außer den Mitgliedern des Soldatenrates auch die russ. Ärzte erschienen, mit denen wir uns photographieren ließen. Die Aufnahme lege ich Euch bei. Sehe ich wirklich so blöd aus, wie auf dem Bild? - Die Herren, die mit den Russen in einer Reihe stehen, sind unsere Ärzte, davon der am weitesten rechts und am weitesten links mosaischer[?] Konfession. (heißt der rechte Kaufmann und der linke Feilchenfeld mit „F“, au[?] wie heißt, warum soll er sich schreiben mit eine „F“, heißt er doch auch „der unorthographische Doktor“.) Neben mir, ohne Mantel, steht Leutn. Doerner, unser M.G. Offizier beim Stabe, mit dem ich zusammen hier im „Herrenhaus“ wohne. Die anderen Herrn werden Euch kaum interessieren.
Beim Abschluß der Waffenruhe am 5. Dez. 17 habe ich doch als einziger eine Aufnahme gemacht von dem Augenblick, in dem die Mitglieder des Soldatenrats vom 21. Sib. Schützen-Regiment die Vertragsurkunde unterzeichneten. Die Beleuchtung war leider zu ungünstig, sodaß nur ein netter Schnappschuß zum Vorschein kam. Bitte hebt ihn trotzdem auf.
Von der großen Feier am 7 d/s[?] werde ich Euch noch ausführlich schreiben. Meine Aufnahmen sind noch nicht fertig. - Morgen, am 1. Januar der Russen, haben wir wieder ein Fest zwischen den Stellungen. Bin neugierig, wie es ausfallen wird. - Nami[?] soll mal so gut sein und meine sämtl. galizischen Films heraussuchen, zu Neithold bringen und von jedem 5 Abzüge auf Gaslichtpapier (glänzend) machen lassen. Neithold soll mir sie unmittelbar zuschicken mit Rechnung, da alle Herrn vom Stabe Bilder haben wollen. Ich wäre sehr dankbar, wenn Nami[?] mir den Gefallen recht bald tut. - Heute bin ich wieder etwas Schneeschuh gelaufen, Schnee war leider zu naß. - Nun aber Schluß! 1000 herzliche Grüße Euer Euchl. Wolf

Inzwischen hat hoffentlich der Unteroffizier mein Weihnachtsgeschenk für Mutti in die Grillparzerstraße gebracht.
Ich habe einen ungeheuren Büchervorrat hier, um ihn etwas zu vermindern, schicke ich sachte alle gelesenen Bücher nach Haus, Nami[?] soll sie in mein Bücherbrett stellen. Bitte laßt den Bibus[?] nicht über meine Bücher!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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