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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 26. Dezember 1942

 

Im Felde, den 26. 12. 42.


Liebe Eltern!
Heute abend am zweiten Weihnachtstag will ich Euch mal einen kleinen Brief wieder schreiben. Es war nun schon das dritte Weihnachtsfest welches ich in feindes Land verlebt habe, hoffendlich war es das Letzte. Will Euch nun mal mit kurzen Worten schildern, wie es so verlaufen ist. Die Hauptsache von allem war das, das es sehr ruhig war, der Russe hat hier keine Angriffe gemacht, und wir auch nicht. Wir haben eine geschlossene Feier gemacht, der Gaben-Tisch war sehr leer, ein jeder hatte 150 gr. Schokolade, 20 Zigaretten, 2 Zigarren und dann standen noch einige Flaschen Alkohol auf dem Tisch, – sehr wenig nicht wahr? Der Alkohol hat aber so viel gewirkt, das die Feier doch ganz gemütlich war. Liebe Eltern, die Gedanken weilten aber trotz allen dem immer bei Euch Lieben daheim. Dieses Jahr war es uns ja leider nicht vergönnt, das die Heimat uns mit Geschänke oder Grüße erfreuen konnte.
Keiner von uns hatte ein Päckchen oder eine Weihnachtskarte, die Kriegslage hat es nicht geduldet. Der Kessel ist wohl immer noch nicht auf, es kann aber nicht mehr lange dauern, und dann kommen ja auch unsere Päckchen noch mal an. Es ist nur gut das Ihr es nicht gewußt habt, sonst hättet ihr Euch wieder viel Gedanken um mich gemacht, und so will ich hoffen, das Ihr es doch einige Maßen gut verlebt habt. Liebe Eltern, wir alle die wir hier im Kessel sind, haben gute Hoffnung und fühlen uns ganz sicher, es kann nicht mehr lange dauern, bis sich unsre Lage geändert hat. Munition ist noch immer genügend vorhanden, und satt werden wir auch noch immer, auf Post und Päckchen müssen wir ja nun eine zeitlang verzichten, das ist nun einmal nicht anders. Was hat Euch denn der Weihnachtsmann gebracht? War Wilhelm oder Henry in Urlaub?
In der Hoffnung, das hier rechtbald wieder alles in Ordnung ist, und das wir die nächste Weihnacht in Frieden verleben können will ich schließen,
es grüßt allen herzlich Euer Rudolf
Aufwidersehn.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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