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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 14. Dezember 1942

 

Im Felde, den 14. 12. 42.


Liebe Eltern!
Muß Euch heuteabend wohl mal wieder einen kleinen Brief schreiben. Hoffe doch das es Euch noch recht gut geht, was bei mir ja auch noch der Fall ist. Nach langen, langen warten hab ich gestern mal wieder einen Brief bekommen, und zwar den von Wilhelm vom 16. ten 11., er war ja grad wieder in Urlaub gekommen, er hat ja wirklich Glück gehabt das er noch mal 3 Wochen bekommen hat, jetzt fehlen ihn ja noch die 3 Wochen Fronturlaub, hoffendlich bekommt er die auch noch. Ja, ihr Lieben, 4 Wochen auf Post zu warten ist doch eine lange Zeit, und für Euch ist diese zeit bestimmt noch schlimmer gewesen wie für mich, habt doch sicher diese zeit auch von mir keine Post bekommen.
Wißt Ihr auch warum die Post nicht gegangen ist??
Unsere Armee war nämlich gut 3 Wochen von den Russen eingekesselt, in den ersten Tagen war ein ganz buntes durch einander, alles hat sich auf eine Flucht aus dem Kessel heraus vorbereitet, die ganzen Geheim-akten und alles überflüssige Zeug ist verbrannt worden. Aber zum Glück hat der Führer, die Flucht nicht geduldet, und angeordnet das die Stadt und sämtliche Stellungen bis zum letzten verteidigt werden müßten, und es hat jetzt ja auch geklappt, der Kessel ist seit einpaar Tagen wieder auf. Der Russe hat hierbei wieder unheimliche Verluste gehabt, so etwas wird er bestimmt so leicht nicht wieder unternehmen können. Allerdings haben wir ja auch viel Schaden und Verluste dadurch gehabt, es wird sich auch noch längere Zeit ungünstig für uns auswirken, denn es wird noch längere Zeit dauern, bis alles wieder richtig in Ordnung ist.
Diese ganzen vier Wochen hatten wir nur Verbindung durch unsere Flugzeuge, die Tranzportflieger haben hier wieder großes geleistet, haben aber hauptsächlich nur Bezin für unsere Panzer ran gebracht, das war ja auch erstmal die Hauptsache das diese wenigstens ordentlich wirken konnten. Verpflegung und Post ist ja nicht viel ran gekommen, sind aber trotzdem noch immer ganz gut durch gekommen, solange wir noch Pferde schlachten können ist es nicht so schlimm, die gehen uns sonst ja auch doch alle kaputt, haben ja kein Futter. In nächsten Tagen werden wir wohl auch so wie so kein Pferdefleisch mehr essen brauchen, dann wird die Verpflegung und auch die Päckchen wohl laufend eintreffen, es ginge doch wohl auch nicht gut, unter solchen Umständen Weihnachten zu feiern, und so können wir jetzt ja gute Hoffnung haben, es wird schon alles für uns rangeschafft werden.
– Der Russe wollte uns hier mal so kurz weg putzen, es ist ihn aber nicht gelungen, danach ist er doch noch nicht ganz gewachsen, – diese alte Dreckspatz.
Wie Wilhelm schreibt hat er ja doch noch mal das Glück gehabt und einen Hasen erwischt, inzwischen habt ihr aber doch wohl schon etwas mehr zu Strecke gebracht. Sieh dich aber vor lieber Vater, und hol dich keine Krankheit wieder auf dem Hochsitz weg. –
Jetzt grüßt herzlich, Euer Sohn Rudolf

 

 



Ansicht des Briefes

 

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