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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 16. März 1942

 

den 16. III. 42.


Liebe Eltern!
Will Euch heute mal wieder einen kleinen Brief schreiben. Bin jetzt vollkommen wieder hergestellt, hab Euch doch geschrieben das ich etwas die Grippe gehabt habe, habt den Brief doch sicher schon erhalten. Diese Tage ist es wieder sehr kalt hier, hat wieder geschneit, und ist furchbar windig dabei. Man soll es kaum für möglig halten, das mitte März noch so eine Kälte hier herschen kann, lange wirds aber wohl nicht anhalten, es muß jetzt ja doch bald Frühling werden. Kommen ja auch schon Ostern näher. Ja, Lieber Eltern, jetzt ist es schon ein Jahr her, wo ich zuletzt bei Euch war, ich kam doch voriges Jahr gerade 1 Tag vor Ostern, noch ganz unverhofft auf Urlaub.
Dieses Jahr ist es leider nicht möglig, leben immer noch ins Ungewisse, – ob wir abgelöst werden, oder was soll eigendlich mit uns hier werden??? So gehen immer die Fragen, aber alles Reden hilft nichts, – wir müssen eben Zeit abwarten. Hier an der Front gibst eigendlich nichts Neues.
Aber einen Fall will ich Euch mal schildern, der hier passiert ist. Im Januar wars doch so furchtbar kalt hier, und ungehäure Schneestürme dabei. Da mußten wir fast jeden Tag Munition zur Feuerstellung fahren, oft mußte des Nachts gefahren werden, weil wir von Feinde eingesehen waren.
Da ist ein Schlitten in der Nacht vom Wege abgekommen, und Mann und Pferde waren spuhrlos verschwunden, alles Suchen war vergebens. Jetzt ist er von einigen Kameraden , erfrohren in eine Schlucht aufgefunden worden, er wird heute hier beerdigt.
Liebe Eltern, so ist es bestimmt auch noch vielen anderen Kameraden ergangen, weil doch die Wege so schlecht sichtbar sind, und dann überhaupt wenn Schnee liegt, Kilometer weit findet man keinen Baum und keinen Strauch, man sieht sonst nichts wie ödes Feld.
Es ist nur gut, daß das Gelände doch bald ein anderes Gesicht bekommt, dann ist doch alles wohl man halb so schlimm.
Lieber Vater, deinen Brief vom 18. 2 hab ich diese Tage erhalten, mich sehr gefreut. – Werner Hohls ist jetzt ja auch hier in Rußland wie du schreibst, – bei dem wirds aber wohl am schlimmsten hergehn, nichtwar?
Euch alles Gute wünschend, schließt mit den besten Grüßen Euer Sohn Rudolf
Gruß an Alle in Oehus.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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