Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 25. Dezember 1942

 

Weihnacht 1942.


Ihr Lieben daheim!
Sitze hier mit noch 5 Kameraden in unser Quatier, und schauen in die öde winterliche Landschaft Rußland’s hinein.– Es ist ein dichtes Schneegestöwe draußen, richtig weihnachtliches Wetter. Liebe Eltern, dies ist nun das zweite Weihnachtsfest welches wir getrennt von einander verleben, wer hat sich das vor zwei Jahren gedacht? Aber was ist schon dran zu machen, können immer noch froh sein das dort bei Euch in der Heimat alles seinen ruhigen Gang geht, eins ist uns doch allen gewiß, und das ist der Endsieg, wenn der Zeitpunkt auch noch nicht zu bestimmen ist, aber unser wird er sein. Annehmen tuh ich doch das wenigstens Henry noch bei Euch ist sonst wär es ja zu öde bei Euch. Der Weihnachtsmann hat uns hier auch gefunden, er hat ja nicht ganz viel gebracht, nah daß Gelände ist hier auch etwas bergig, er hat wohl nicht mehr tragen können.
Von der Battr. hat jeder n ½ Flasche Sekt, 350 gr Schokolade, eine Wurst, etwas zu Rauchen und einen Semmel bekommen, die Post kam gestern abend noch späht an, hatte von Mutter das Päckchen mit Topfkuchen, Wurst und Schinken dabei, und ein Päckchen mit Keks von Wülfel, vorgestern hab ich den Brief von Vater vom 23. 11. wo die beiden Photographien drin lagen, wo Henry drauf ist, und wo ihr vorm Hause steht, die sind sehrschön geworden. Liebe Eltern, war Johannes Grünhagen bei Euch? Er hat es mir versprochen, Euch mal persönlich zu sprechen. Wird Euch wohl von unsern Rückzug erzählt haben, ja auch so etwas gibs bei der deutschen Wehrmacht. Liegen jetzt hier in der Protzenstellung 10 klm. hinter unsere Feuerstellung. Die Lage ist so ganz günstig für uns, vom Schießen hören wir hier nichts, obwohl es oft noch lebhaft her geht. Zum Bedauern ist die Infanterie die Tag und Nacht draußen liegen muß, obwohl sie verschiedentlich nur noch mit 20 Mann Kompaniestärke sind, es wird wirklich zeit das wir mal abgelöst werden, – aber wann? Von Wilhelm hab ich lange nichts mehr gehört, hoffendlich ist er noch gesund und munter. Wie geht es Oma? Lieber Vater, zur Jagd bleibt wohl keine Zeit mehr übrig? Habt ihr noch keinen Gefangenen angenommen der mit melken hilft? Was machen denn die Pferde, sind sie noch gut am Platze? Wenn ich mal auf Urlaub komm will ich Euch denn mal was auf Lise vorreiten, muß das Reiten jetzt doch wohl bald gelernt haben, wo mein Pferd mich schon soweit durch Rußland getragen hat Hab fast als einzigste meine beiden alten Pferde noch.
Mit den besten Weihnachtsgrüßen, und in Gedanken bei Euch, schließt herzlich Euer Rudolf
Gruß an Georg und Familie und an ganz Oehus, besonders einen Gruß an Oma.

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top