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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 15. Februar 1942

 

den 15. II. 42.


Liebe Eltern!
Mit große Freude schreib ich Euch heute mal wieder einen Brief. Denn gestern gab es allerlei Überraschungen, haben nach 4 Wochen warten, endlich mal wieder Post bekommen. Ich hatte ein Päckchen vom 4. Januar dabei, wodrin das Unterhemd und der Honig war, ferner hab ich den Brief mit Briefpapier erhalten und einen Brief von Mutter, vom 28. 12. Zu gleicher Zeit mit dem Postwagen kahm auch Johannes Grünhagen vom Urlaub zurück. Hat mich zuerst mal viele Grüße von Euch bestellt, und mir gesagt das es Euch gesundheitlich sehr gut geht, und ihr beide noch ein ganz rüstiges Aussehen habt, was ja auch vor allem die Hauptsache ist.
Dann hat er mir noch allerlei Sachen mitgebracht. Die Süßigkeiten haben sehrgut geschmeckt, auch der selbst gemachte Mazipan liebe Mutter, hat sehrgut geschmeckt, das letzte Stück hab ich gerade verzehrt.
Zu den Wollsachen hab ich mich auch gefreut, aber will doch hoffen, das ich die Sachen garnicht mehr gebrauche, denn es ist jetzt Tauwetter, und das schlimmste vom Winter haben wir jetzt doch wohl überstanden.
Die Mettwurst die ist noch sehrgut, aber die Butter hat Johannes unterwegs verzehren müssen, sonst wär sie bis jetzt kaputt gewesen, das glaub ich ihn auch, weil er doch so lange uterwegs war, und immer mal vom Kalten ins Warme gekommen ist, sie ist denn mal gefrohren und mal wieder aufgetaut, und das hat sie wohl nicht vertragen können. Er hat sie mir bezahlt, aber was ist mir schon mit Geld geholfen hab doch genug von den Krams.
Geld kann uns hier nicht retten, was uns retten kann, ist Ablösung oder Urlaub, und von allem beiden kommt vorläufig wohl nichts in Frage, müssen eben noch Zeit abwarten.
Es mag ja auch sein gute haben das wir so lange eingesetzt sind, werden dann im Frühjahr wohl Abgelöst werden. Unsere Lage war die ganze Zeit nicht besonders, denn der Russe wollte unbedingt Slawijansk wieder haben, einen halbkreis hat er schon um Slawijansk geschlossen, aber er wurde wieder zum stehen gebracht, und jetzt haben wir nichts mehr zu befüchten, er muß sich von alleine zurückziehen sonst versäuft er hier im Donezbogen, denn das ganze Gelände hier wo der Russe sitzt überschwemmt im Frühjahr, und dann bleibt ihm nichts anderes übrig, wie zurück ziehen, und zurück zu schlagen, danach ist er nicht gewachsen. Unsere Flieger sind dieser Zeit hier auch tätig, aber auch der Russe läßt sich ab und zu noch sehen. Zwischen unseren Pferden sieht es jetzt ganz dumm aus, von ungefähr 150 Pferden, haben wir nur noch 60 was Truppens Truppenpferde sind haben wir nur noch 30 das andere sind kleine Ponnis. Eins von meinen ist jetzt auch kaputt gegangen. Das einzigs Gute was dabei ist, es gibt ab und zu mal ein ordentliches Stück – Hi-Hi.
Denn wenn gemerkt wird, das ein Pferd kaputt geht, wird es noch schnell geschlachtet. Das Fleisch ist ja ganz gesund von den Pferden, es ist nur Schlappheit das sie kaputt gehen. Ihr braucht das nun nicht weiter zu erzählen, obwohl es eine ganz hamlose Sache ist. Dienst machen wir nur wenig, daß hauptsächlichste arbeiten machen die Zivilisten, wir müssen allerdings recht oft Wache schieben. Ihr werdet doch wohl kaum fertig mit der Arbeit? Stephan ist jetzt doch wohl wieder da? Die russischen Gefangenen kommen wohl nicht unter den Leuten, weil das Fleckfiber dort ist. Hier hat man noch nichts von der Krankheit gespührt.
Von Wilhelm hab ich lange nichts gehört, hoffendlich kommt bald mal etwas, die Post-verbindung soll jetzt ja wieder besser sein. Jetzt muß ich aber doch bald aufhören so zu schreiben, sonst wirds wohl zu viel. Könnt ihr eigendlich alles lesen was ich schreib? Ich geb mich nämlich wenig Mühe dabei. – Wenn ihrs nun nicht lesen könnt, müßt ihr schon mal die Brille aufsetzen dann wirds wohl gehen, nichtwar?
In alter körperliche Frische grüßt herzlich Euer Sohn Rudolf
Gruß an Georg und Familie.
Auf Wiedersehn.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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