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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 22. Dezember 1942

 

Im Felde, den 22. 12. 42.


Liebe Eltern!
Muß Euch heute abend wohl mal wieder einen kleinen Brief schreiben, habe auch guten Grund dazu, denn seit lange zeit habe ich gestern mal wieder Post von Euch bekommen, es waren die Briefe von Vater vom 26. 11., und ein L. P. Br. von Mutter vom 9. 12. Der L. P. Br. ist ja sehr schnell hergekommen, und ich freue mich sehr das es Euch vor kurze Zeit noch gut ging, und hoffe das ihr jetz auch noch gesund und munter seit und das Weihnachtsfest gut verleben könnt. Ja, in 2 Tagen haben wir nun schon Heiligabend. – aber man merkt hier noch gar nichts davon. Die Post kommt nicht ran, und auch die anderen Sachen die ein Landser gebraucht sind nicht so wie sie wohl sein müßten. Wo es dran liegt werdet Ihr auch wohl schon wissen, daß Radio erzählt doch immer viel von hier, zwischen Don und Wolga wird immer gesagt, und ich hab ja auch schon im letzten Brief geschrieben das wir eingeschlossen waren, aber der Kessel wär schon wieder auf. Ob es nun wirklich wahr ist das der Kessel auf ist, weis ich auch nicht, aber alles wird in größte Ruhe hingenommen, – es wird schon besser werden, wenn nicht heute – aber doch in nächster Zeit. Im Kriege muß man auch sone kritische Tage mit in Kauf nehmen, daß ist nun einmal nicht anders. Du lieber Vater, und auch Georg haben bestimmt oftmals schlechtere Tage verlebt wie wir jetzt, und jetzt ist schon längst alles wieder vergessen, wenn nicht direkt vergessen aber es liegt doch in weit entfernte Erinnerung, und so wird es in einpaar Jahren auch bei uns sein, nichtwahr? Es kann ja sein das wir in kurze Zeit noch etwas Weihnachtspost bekommen, und wenn das nicht der Fall ist, dann muß es auch mal ohne dem gehn.
Hauptsache ist, das der Russe durch die Angriffe die er macht, ordentlich geschwächt wird, dann haben wir später hin mehr Ruhe, die Verluste die er hier bei hat sind ja sehr groß. Wir sagen uns immer: Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, nach jeden Dezember, folgt wieder ein Mai. – Und wenn alles mit Humor angepakt wird, ist es nur man halb so schwer. Der eine Bogen ist jetzt voll, und ich bin noch nicht ganz zu Ende gekommen, muß noch den zweiten anfangen. Liebe Mutter, du schreibst in deinen Brief, daß Vater schon auf das Päckchen wartet, ich hab es keinen Urlauber mitgegeben, sondern direkt mit der Post geschickt. Es wird jetzt inzwischen aber wohl schon eingetroffen sein? Ich habe damals in kurze Zeit 2 Päckchen abgeschickt, im ersten waren etwa 80 Zigarren drin, und für Georg 1 Paket Tabak und noch mal 10 Zigarren, – im zweiten Päckchen waren einpaar Stücke Seife drin und 60 Stumpen, davon 10 für Georg, hoffendlich sind auch beide angekommen. Aber Vater, – warum klappt es denn nicht mehr so mit die Jagd? Ich muß wohl erstmal wieder kommen, was?
Liebe Eltern, macht Euch nun nicht soviel Sorge um mich, im allgemeinen ist es hier nicht viel anders geworden wie es schon vor einpaar Monaten war, in größte Ruhe und gute Zuversicht ist nur alles halb so schlimm.
Die Kälte ist noch gut zu ertragen, es liegt etwa 20 cm Schnee. Haben jetzt nur noch 10 Pferde, die andern sind alle geschlachtet, der Vorrat reicht noch einpaar Wochen, und es ist gut so das wir einige geschlachtet haben, sonst wären sie doch alle verhungert.
Jetzt bin ich doch so allmählig zum Schluß gekommen, im nächsten Brief kann ich Euch dann schildern wie ich das Weihnachtsfest verlebt habe.
Es grüßt Allen herzlich Euer Rudolf
Aufwidersehn!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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