Frankreich den 8. 12. 40.

Ihr lieben Alle!
Schreibe Euch mal wieder einen kleinen Brief, mir geht es noch immer ganz gut, hoffe dasselbe auch von Euch. Es ist Sonntagabend, wir kommen gerade vom Reittunier, waren als Zuschauer, unsere Batterie hat die meisten Siege geholt, es war aber sehr kalt dabei, sind jetzt alle froh das wir wieder in unser Quatier sind. Man hat sich jetzt schon wieder allmählig gewöhnt, aber man sollte nicht glauben das gerade hir, das Wasser so knapp ist, man kann sich kaum waschen. Pumpe kennt man hier überhaupt nicht, daß Wasser wird alle mit dem Eimer aus dem Brunnen geholt. Ihr Lieben, ihr wißt nun immer noch nicht, wo ich genau bin, ich liege nicht ganz soweit runter, wie Werner Hohls, genaueres kann ich Euch nicht schreiben, der Dienst geht hir genau so weiter wie in Bothfeld, nur das nicht alles so dicht beisammen ist, und das wir jetzt morgens Frühsport haben. Unsere Ausbilder scheinen ganz gut zu sein, aber man kann es jetzt ja noch nicht genau beurteilen. Hir ist die Kameradschaft ja immer besser wie in der Garnison, der Einer ist auf den anderen angewiesen. Auf Urlaub kann ich diesen Weihnachten nun ja nicht kommen, voriges Jahr war Wilhelm nicht da, und dieses Jahr bin ich es. Man muß ja aber mit allem zufrieden sein. Wenn ihr nun Weihnachtspäckchens schickt, dann schickt keine große Wertsachen, ich habe nichts nötig, deutsches Geld kann man hir nicht gebrauchen. Höchstwarscheinlich bekommen wir auch 22 M Löhnung, ist dann ja auch reichlich genug. Bis zum 15 ten müssen die P. abgeschickt werden, werdet ihr aber auch wohl wissen, wird wohl durch den Rundfunk gekommen sein, Hir wird man von den Weltgeschehnissen nichts gewahr. Wie geht es denn bei Euch hehr, was macht die Jagd? Wo ist Wilhelm? Jetzt will ich schließen.
Es grüßt Euch Allen Euer Rudolf
Gruß an Georg und Famlie.