Im Osten, den 22. 7. 42.

Liebe Eltern!
Will Euch schnell einpaar Worte schreiben, kann diesen Brief einen Urlauber mitgeben. Dir lieber Vater gratuliere ich noch mal recht herzlich, und hoffe das du den heutigen Tag einigermaßen gut verleben kannst, und das du bald deine Gesundheit wieder hast. Hier ist sonst noch alles beim Alten, sind noch jeden Tag auf dem Marsch. Ob wir zur direkten Front kommen ist noch unbestimmt, bis jetzt sind wir noch immer in südliche Richtung maschiert. Es ist diese Zeit sehr warm hier, haben oft mehr wie 40 º gehabt, maschieren daher auch hauptsächlich nur nachts. Wie ist denn die Ernte ausgefallen? Roggen habt ihr wohl nicht viel bekommen? Hat die Überlandzentrale sich schon mal wieder gemeldet? Was macht die Jagd? Habt Ihr meine Gehörne schon mal einen Fachmann gezeigt, ob sie richtig abgeschossen sind? Die Hirsche schießt Vater denn wohl wieder im Herbst, oder muß ich dann mal wieder in Urlaub kommen. Das Urlaub fahren geht noch immer so weiter, es geht nur zu langsam. Ganz viel scheinen sie nicht mehr mit uns vor zu haben, sonst wär doch bestimmt Urlaubssperre für uns. Mit unsre Verpflegung kann man zufrieden sein, die kommt noch immer laufend ran. 3 von meine Büchsen habe ich noch, die kommen dann ran, wens mal ganz (sch) knapp ist. Diese Tage essen wir viel Kirschen. Gestern haben wir uns Pudding gekocht, und Kirschen dazu, das war eine gute Nachspeise. Mutter du kannst dafür ruhig öfter mal etwas Pudding mitschicken, wenn du so viel bekommen kannst. Das Alfred gefallen ist, ist ja sehr traurig. Hoffendlich ist dieser Krieg bald aus, daß alles mal ein Ende hat. Ich schicke hier eine Luftfeldpostmarke mit, ihr könnt sie besser gebrauchen wie ich, weil ich doch öfter mal einen Urlauber was mitgeben kann.
Jetzt grüßt herzlich Euer Sohn Rudolf
Gruß an Georg und Familie und alle im Haus.