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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 21. November 1941

 

Rußland den 21. 11.


Ihr Lieben!
Will Euch in schnelle Eile, kurz einen Brief schreiben. Habe nämlich Gelegenheit den selben morgen mit einen Batterieangehörigen nach Deutschland zu bekommen. Habe Euch ja schon einige male geschrieben, daß wir dicht bei Slawiansk am Donez liegen, gestern sind wir nun 2 km zurück, direkt in die Stadt gekommen, unsere Geschütze sind nicht mehr in Stellung, sondern die Fahrzeuge sind hier alle in Schuppen untergebracht, und die Pferde haben auch ganz gute Ställe. Die Mannschaft liegt alle verteilt, in Privatqatiere, ich liege hier mit meinen Vorderfahrer womit ich schon in Bothfeld auf eine Stube war, in ein Haus alleine, haben ein sehr nettes Zimmer. Hoffendlich bleiben wir hier etwas länger, das wir nicht den ganzen Winter umher wandern. Das wir hier in Rußland bleiben, haben wir uns mit abgefunden, und was mit Urlaub wird, weis noch keiner. Nah, durchhalten werden wir den Winter hier auch, im Weltkrieg waren ja auch deutsche Truppen in Rußland, und denen ist es bestimmt nicht so gut ergangen wie uns. Diese Tage haben wir immer kaltes Frostwetter, man kann es aber noch ganz gut aushalten. Mit der Post ist es diese Zeit etwas besser geworden, habe durchweg jeden Tag Postempfang, aber die Verpflegung kommt nicht recht ran, denn die Bahnverbindung ist bis hierher noch nicht hergestellt. Vor Weihnachten wird es aber wohl noch besser werden, bis dann wird die Bahn wohl nach hierher fertig sein, denn die Weihnachtspäckchen müssen doch überkommen. An Post hab ich diese Tage erhalten, die Briefe von Vater vom 12. 10 und 19. 10. Von Mutter den Brief vom 24. 9 und die drei Päckchen, zwei mit Mettwurst und eins mit Bonbons, zu allem hab ich mich sehr gefreut, die Mettwurst schmeckte tadellos, war mal wieder was anderes. Ihr Liebe Eltern, ihr ja in den Briefen angefragt ob wir warme Winter-bekleidung haben, das haben wir eigendlich nicht, es kommt ja zuschlecht etwas nach, diese Tage haben wir teilweise Kopfschützer und Handschuhe bekommen, ich hab es auch bekommen, aber schickt mir man noch mal eine Treinigjacke oder Pollover mit, es kann ruhig schon getragen sein, und dann gerbrauch ich noch Nähzeug mit Stopfgarn zum Strümpfe stopfen. Sonst gehts mir noch immer recht gut, Hunger hab ich noch nicht gehabt, haben uns noch immer so durchgeschlagen, aber jetzt ist ja etwas schlechter wie auf dem Vormarsch. Lieber Vater, du tust ja in deinen Brief fragen, ob ich noch so ausseh wie dem Bilde, daß tu ich wohl noch, abgenommen hab ich noch nicht, und viel älter bin ich ja auch noch nicht geworden, bin also noch immer der alter geblieben.
In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehn in der Heimat, grüßt herzlich Euer Rudolf
Besonders einen Gruß an Oma.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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