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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seinen Bruder am 16. Dezember 1942

 

Im Felde, den 16. 12. 42.


Lieber Wilhelm!
Endlich komme ich dazu, dir mal wieder einen Brief zu schreiben. Wie du ins Lazareth warst und auf Urlaub, hab ich ja überhaupt nicht an dir geschrieben, dachte mir, es genügte wohl wenn ich nach Haus schrieb, wußtest denn ja doch immer wie es um mich stand. Du hast ja wirklich Glück gehabt mit deinen Urlaub, jetzt fehlt aber ja noch dein Fronturlaub, bekommst du den auch noch?? Lieber Wilhelm, diese Zeit war hier wieder allerhand los, du wirst es aber wohl schon erfahren haben, wir waren nämlich gut 3 Wochen eingeschlossen, die einzige Verbindung hat die „Ju“ noch mit uns hergestellt. Sie hat aber hauptsächlich nur Benzin und Munition rangeschafft, Post und Verpflegung ist etwas zurückgestellt worden. Post habe ich seit 4 Wochen, gestern mal endlich wieder einen Brief bekommen, und zwar den von dir, vom 16. 11., hab mich sehr dazu gefreut. Wie die Verpflegung diese Zeit war kannst du dich wohl denken, aber das Pferdefleisch schmeckt ja immer noch ganz gut. Die ersten Tage hatten wir uns alle, auf eine Flucht, aus dem Kessel heraus vorbereitet, hatten uns so leicht gemacht, wie nur irgend möglich, die Dienststellen und Schreibstuben, hatten schon alle Geheimakten und alles unnötige Zeug verbrannt oder gesprengt. – Der Führer hat dann aber zum Glück den Befehl heraus gegeben, das die Stadt und alle Stellungen bis zum letzten verteidigt werden müßten. Es hat jetzt ja auch alles ganz gut geklappt, der Kessel ist wieder auf, können jetzt ja gute Hoffnung haben das bis Weihnachten alles wieder seinen richtigen Gang geht, und vor allen Dingen das die Post und die Kilo-Päckchen wieder laufend eintreffen. Der Russe hat hierbei wieder unheimliche Veluste gehabt, wir haben allerdings auch viel Schaden dadurch gehabt, das wird sich bestimmt noch längere Zeit bemerkbar machen. Die Flieger waren auch wieder ganz rege dabei, die ersten Tage haben wir öfter 6 – 7 Abschüsse am Tage gesehen. –
Sonst ist hier noch alles beim Alten. Wie gefällt es dir denn in Braunschweig? Im Urlaub wars doch sicher schöner wie dort in der Kaserne?
Ab und zu die Adele mal bewegen, und ein bischen auf Jagd gehn, ist doch ganz was anderes wie das Soldatenleben, nichtwar? Wie du schreibst hast du ja doch noch mal einen Hasen erwischt, aber wie ist es denn mit die Hasen Rehe und Hirsche?
Mit dem Weihnachtsgeschenk, was du für die Eltern erdacht hast, bin ich mit einverstanden, – was macht das schon einen Gehaltsempfänger aus.
Jetzt grüßt in alter körperliche Frische, dein Bruder Rudolf
Aufwiedersehn!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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