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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 22. Januar 1942

 

den 22. 1. 42.


Liebe Eltern!
Will Euch heutemittag mal wieder einen Brief schreiben. Sind hier noch immer in der selben Protzenstellung 6 klm. von Slawijansk 3 Wochen sind wir hier ja schon, hoffendlich können wir hier bleiben bis zum Frühjahr, – oder bis zur Ablösung??? Diese Zeit geht es hier an der ganzen Front etwas lebhaft her. Der Russe greift alle Tage unter schwersten Verlusten an. Es sind zum größten Teil Sibirische Truppen die uns hier gegenüber stehen. Bis jetzt ist noch jeder Angriff zurück geschlagen, und sie werden auch auf keinen Fall irgendwo durch kommen, denn dafür ist gesorgt an Munition und dergleichen. Verstärkung haben wir auch bekommen. Im Dorf wo unsere Feuerstellung ist stehen 3 Sturmgeschütze, haben gestern schon das Gelände hier abgestreift, und wo diese hinkommen wird ganze Arbeit geleistet. Unsere Battr. hat gestern 500 Schuß verschossen. Haben letzte Nacht dann aber gleich schon wieder einpaar hundert Schuß hingefahren, ich war auch dabei. Hauptbeschäftigung ist jetzt Munition fahren, und die Munition wird nicht alle werden, dafür ist gesorgt. Es wird jetzt fast nur noch mit Schlitten gefahren, geht doch besser wie mit dem schweren Wagens. Die Zivilisten sind fester dabei und bauen Schlitten, zu solchen Sachen, wie Zimmern, Schustern und so weiter sind sie gut zu gebrauchen, Ich gebrauch diese Zeit nur sehr wenig fahren, weil ich die kranken Pferde in Pflege habe. Für unsere Pferde sehe ich schwarz, glaube nicht das im Frühjahr noch ganz viel am Leben sind. Das Stroh muß 10 klm weit her geholt werden, und davon bekommt nur jedes Pferd etwas, und welche Tage überhaupt nichts, Hafer bekommen sie 2 Pfd. am Tage, und das nur wenn welcher da ist. Heu ist hier nicht mehr zu finden! Die armen Tiere dauern einen wirklich. Meine beiden Pferde spielen diese Zeit die Hauptrolle, sind noch die stärksten mit in der Battr., aber wo ich sie jetzt nicht mehr in Pflege habe, werden sie’s wohl auch nicht lange mehr mitmachen.
Wilhelm hat seine alten Pferde ja auch noch. Von unsere Battr. bin ich nur noch der einzigste der seine alten Pferde noch hat. Diese Tage haben wir öfter mal wieder einpaar deutsche Bomber gesehen, die ihre Sachen zum Feinde tragen, den Bombenbenabwurf kann man hören. Aber die russischen Jäger sieht man noch jeden Tag.
Gestern habe ich den Brief von Vater erhalten, von Neujahr da ward ihr ja gerade nach Bleckmar gewesen. Johannes Grünhagen will Euch wohl erzählt haben, wie es um mich steht. Bin bis jetzt noch mit Allem fertig geworden, und werde es in Zukunft auch. Lieber Vater, gratulieren muß ich zu deinem Jagdglück, in einem Abend 1 Reh und 2 Hasen zu erwischen ist doch eine Leistung. Lieber Mutter, vorige Woche hab ich meine letzte Büchse geöffnet, die Portionen waren gerade etwas schwach, und zu meine Freude war es gerade die Büchse mit Honig. Wußte es vorher garnicht das ich Honig hatte, er schmeckt Tadellos. Hat es geklappt mit Henry’s Urlaubsgesuch?
Ihr Lieben, bei diesem Brief lege ich ein Gedicht mit bei, welches sich auf unsere Holzkopfdivision bezieht. So wie es darin geschildert wird ist es auch in Wirklichkeit.
Euch alles Gute wünschend, schließe mit dem besten Grüßen Euer Sohn Rudolf
Den Brief von Pastor W. habe ich auch erhalten, mich sehr dazu gefreut.


Das im Brief erwähnte Gedicht ist auf der Vorseite wiedergegeben!


Rußlands Ideal!!

1.) Sonnenblumenkern-gespucke,
Wanzen, Floh und Lausgejucke,
Schlamm, Mist, Moder und Morast
bis zum Nabel reicht es fast.
2.) Ecken voller Weiber Kinder
und daneben Schweine Rinder,
Landser kommen noch dazu
lausen sich in Seelenruh.
3.) Dazu quieken im Gehäuse
Nachts die Ratten und die Mäuse,
Landser denkt, – wann hab ich Ruh?
Sowjetrußland – das bist du.
4.) Weiter mit dem Pferdeköpfen,
ohne jemals zu erschöpfen.
Pferdeköpfe sind aus Stein,
Stalin rennt den Kopf sich ein.

Unser taktische Divisionszeichen sind zwei Pferdeköpfe.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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