Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 30. August 1942

 

Sonntag, den 30. 8. 42.


Ihr Lieben!
Wie geht es Euch? Hoffe doch das Beste. Bin hier am Montag bei meine Battrie angekommen. Wir sind im Einsatz, und zwar im Abschnitt vor Stalingrad, sind jetzt etwa 30 klm. davor, stehen heute den ganzen Tag hier in Stellung, es geht hier ziehmlich heiter her, aber hauptsächlich nur von unsere Seite aus, hir steht viel Artillerie, und den ganzen Tag sind unsere Flieger hier am Werk, – es sind meistens Infanterie- oder Schlachtflugzeuge wie man sie nennt, sie unterstützen die Infanterie beim direkten Angriff. Es sieht sehr interessant aus wenn sie hier herum kurven. Lange wirds wohl auch nicht mehr dauern, dann wird Stalingrad gefallen sein.
Gestern gab es mal etwas Post, hatten den Luftfeldpostbrief von Vatern vom 12. 8. eine Karte von Mutter und ein kleines Päckchen, und einen Brief von Wilhelm von Lazareth aus dabei. Die Post kommt sonst sehr schlecht ran, Kilo Päckchen sind erst ganz wenige gekommen, aber die werden wohl auch noch alle ran kommen.
Wie ich aus den Briefen sehe sind Vater und Wilhelm ja gut auf Besserung, wozu ich mich sehr freue. Aber das Getreide ist dieses Jahr ja furchtbar späht reif geworden, daß ist doch wohl eine Seltenheit. So hat das Wild ja recht lange gut zu leben gehabt. Neumann hat den kleinen Bock wohl noch geschossen den ich schon öfter gesehen hatte. – Den gehts wohl genau so wie mich, schießt auf wohl alles was ihn vor die Flinte kommt. Was hat er denn zu meine beiden Gehörne gesagt? Lieber Vater, die Hirsche tust du aber doch wohl selber schießen, Wilhelm kann ja etwas dabei helfen? Auf mich ist wohl nicht zu rechnen, denn es sieht ja immer noch nicht aus, das der Krieg bald mal ein Ende hat. Aber wenn Stalingrad genommen ist werden wir hier wohl übrig sein.
Liebe Mutter, schicke man vorsichts halber, rechtzeitig Handschuhe und Kopfschützer ab, denn es kann auch mal wieder Päckchensperre kommen. Glauben tu ich ja nicht das wir diesen Winter hier noch sind, aber Vorsicht ist besser wie Nachsicht. Wie ist es mit den Bildern? Und die Bilder von Hermann Rodehorst? Denke aber das die wohl schon unterwegs sind.
Schicke man mal etwas Süßstoff mit, oder ist so was nicht mehr zu kriegen? Henry ist hier wohl auch in dieser Gegend gewesen, aber getroffen hab ich ihm ja nicht, dafür ist Rußland doch etwas groß. Ich hab hir gesehen wie eine Division abgelöst worden ist, die das Zeichen Großdeutschland auf dem Arm hatten, – ist Henry dabei? Muß jetzt schließen.
Es geht mir recht gut, und hoffe das Ihr bald alle wieder gesund seit.
Es grüßt Allen herzlich Euer Rudolf
Besonders einen Gruß an Wilhelm.

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top