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Brief (Transkript)

Irene Guicking an Ernst Guicking am 20.08.1940 (3.2002.0349)

 

Gießen, den 20.8.40



Mein lieber Ernst,

bin heute mal leer ausgegangen. Ich hatte die letzten Tage immer Post und da meine ich, das müßte so weiter gehen. Oder denkst Du, bei mir ist ja alles wieder in Ordnung und mußt nicht jeden Tag schreiben? Gell, Ernst, wenn es irgend geht, denkst Du doch an mich. Ich bin ja mal gespannt, was Du auf die Karte, die ich heute abschickte, sagen wirst. Ich hab sie gestern schon geschrieben. Konnte mich selbst noch nicht davon trennen. Jeder, dem ich sie zeigte, hat laut gelacht. Ich hab nur Angst, der kleine Kerl könnte sein Käpi verlieren und das ist doch die Hauptsache. Schreibst mir gleich, ob alles gut angekommen ist und ob er noch alles anhatte, was ich ihm angezogen habe. Was werden die anderen Kameraden erst lachen. Was mögen die eigentlich von mir denken? Ich hätte vielleicht nur Blödsinn im Kopf. Aber was tut man nicht alles, um ein Soldatenherz zu erfreuen.
Ich schrieb Dir schon, daß ich keine Badehose bekommen habe. Mußt halt weiter mit dem Schlüpfer Vorlieb nehmen. Nimmst Du den Apparat oft mit, wenn Du schwimmen gehst? Du mußt immer daran denken, daß ich nicht genug Bilder von Dir haben kann. Wenn Du dann mal zu Hause bist, kleben wir zusammen die Bilder ein. Ja, Bib, so machen wir es. Dieser Brief wird vielleicht Freitag bei Dir sein. Jetzt paß auf. Am Montag, den 12.8., ich bin in der Gärtnerei. Da läutet das Telefon und wer meldet sich? Unteroffizier Hof aus Trohe. Ernst, ich kann Dir gar nicht sagen, wie ich mich gefreut habe. Mir war zumute, als hätte ich mit Dir selbst gesprochen. Endlich mal einer, der zu Dir gehört. Er versprach mir, am Samstag, den 17.8., wiederzukommen. Wir haben uns eine Zeitlang unterhalten. Er fragte, ob ich etwas auszurichten hätte oder ein Päckchen zum Mitnehmen. Das hatte ich dann alles schon fertig. Nur die 20,00 Mark legte ich noch rein. Während wir uns unterhielten, kam der Brief mit der Bitte, ich möge Dir doch 20,00 Mark schicken. Siehst Du, so war es nun am besten. Du brauchtest nicht lang auf das Geld zu warten. Ich habe absichtlich heute erst davon geschrieben. Es sollte eine gewisse Überraschung sein, wenn Dir Unteroffizier Hof etwas von zu Hause mitbringt. Also, das war es, was ich irgendeinem Kameraden von Dir mitgeben wollte. Hast Du Dich gefreut über das Päckchen? Ich denke doch, daß Du es schon hast, daß Du Dich gefreut hast, wenn mein Brief kommt. Sonst ist es ja doch keine ganze Freude, wenn ich Dich schon darauf vorbereite. Heute abend wird das Obst abgemacht. Ich will noch viel einmachen, solange Tante nicht im Haus ist. Sonntag, den 24. kommt sie wieder. So, lieber Ernst, laß Dich mal ganz herzinnigst küssen und recht fest drücken und ich sag Dir immer, wie lieb ich Dich hab und wie oft ich an Dich denke

Deine Irene

 

 



Ansicht des Briefes

 

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