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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 27.02.1944 (3.2002.0349)

 

Im Westen, den 27.2.44



Liebste Frau,

ich komme eben aus dem Theater und finde Deinen Brief vom 18.2., und den von Mutti vom 19.2.. Ich danke herzlichst. Die erste Kiste ist gut angekommen? Na, dann werden die anderen auch ihren Weg finden. Du fragst nach meinem neusten Vorhaben? Ja liebste Irene, darüber zu reden wäre reichlich früh und zweitens, wirst Du noch früh genug den Kopf schütteln. Du wirst unser Konto dann wieder in sich zusammenfallen sehen. Aber tröste Dich, umso stabiler wird es nach meiner Arbeit sein. Der Schlauch hat mich insgesamt 70,00 Mark gekostet. Den Springer habe ich im Geschäft reservieren lassen. Du, gestern kam auch noch einmal Geld von Chatelee, abgeschickt am 1.2. von Mutti. Sie muß mir jetzt noch einmal genau sagen, wieviel sie im ganzen geschickt hat, denn durch dieses letzte Geld bin ich mir etwas unklar geworden.
Ich habe heute noch fünf Meter weiße Unterwäschestoff getauscht. Er sieht ja sehr schön aus, aber es gibt schreckliche Falten. Ebenso habe ich fünf Gummihöschen. Wenn sie Dir gefallen, dann schreibe. Davon kannst Du so viele haben, wie Du willst. Aber als nächstes werde ich für das noch vorhandene Geld noch Büstenhalter und wenn ich dann noch habe, Hüfthalter kaufen, damit ich endlich einmal Ruhe bekomme. Es steht ja noch so allerhand auf dem Wunschzettel. Aber damit ist es schwierig. Ich habe nichts außer acht gelassen. Na ja, eine Gelegenheit bietet sich immer noch mal. Ich habe ja immer noch die letzte Kiste mit Wein stehen. Ich habe auch so wenig Zeit jetzt.
Es gibt schon viele nächtliche Touren. Hast Du schon gehört, wie Darmand jetzt aufräumen hilft? Es geht hier unten am laufenden Band. Langsam schient man doch wach zu werden. Es müssen aber auch viele daran glauben. Natürlich sind es fast nur, ich will es nicht aussprechen. In Rion hat man viel zu tun. Das ist die große Sammelstation. Die tollsten Menschenrassen kannst Du da sehen. Polen, Rotspanier, Armenier. Serben, Italiener, Marokaner, und in der Überzahl sind es Juden. Na ja, sie werden wohl alle übergesiedelt.
Für heute will ich Dir und den Kindern viele herzliche Grüße schicken. Auch den Eltern viele Grüße. Mit Wau Wau kann ich im Moment nicht dienen. Das muß etwas warten. Herzlichst

Dein Ernst

 

 



Ansicht des Briefes

 

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