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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 12.08.1944 (3.2002.0349)

 

Im Süden Frankreich´s, den 12.8.44



Mein Goldschatz,

gestern hatte ich mal wieder einen saftigen Tag. Stell Dir vor, ich bekam zehn Briefe. Ich schreib es wörtlich aus: zehn. Was meinst Du, was ich für eine Arbeit hatte, bis die alle verdaut waren. Vielen, vielen Dank, liebste Irene. Ich hab wieder viel gelacht. Einer war dabei mit acht Seiten. Ja, mein Schatz, Du bist doch ein Prachtkerl. Die Münchner Kiste ist nun endlich eingetroffen? Und auch die kleine mit dem Fleisch? Na, siehst Du, immer mit der Ruhe. Die anderen, ja, ich glaube, die können wir aufgeben. Schade für die Korsetts. Die Aktentasche, die gehört mit Inhalt meinem Adolf Weiß. Es steht auch überall sein Name drauf. Der Zucker ist all für Dich, auch die Skischuhe sind Weiß. Die Adresse muß doch dabei sein. Hast Du die Fahrraddecken an Fay geschickt? Der Radio, ja ich glaub es Dir, der ist zu groß. Ich sagte das ja schon, aber vorläufig bleibt der im Haus. Mit dem können wir immer noch machen, wie wir denken. Wir wissen noch nicht, wie wir ihn mal brauchen können, obwohl es eine ganz andere Stromart ist. Waren denn die Flaschen noch alle ganz, besonders das Kölnisch Wasser? Den Inhalt selbst kenn ich nicht mehr so genau. Mußt mir mal schreiben, was alles drin war. Ihr seid ja äußerst rege Obst einzukaufen. Ich bin froh drum, denn die Kinder haben es doch auch sehr nötig.
Und vielen Dank für die Bildchen. Wenn sie nicht gerade sehr gut sind, so doch etwas. Bali ist ja sehr gewachsen. Von mir lege ich auch ein Bild bei und die anderen kommen später. Heute kam auch der verwechselte Brief von Altenburschla. Ein Glück, daß er schön sachlich geschrieben war. Anna hat ihn zurückgeschickt. Ja, mein Liebes, wenn ich jetzt Zeit habe, werde ich noch etwas Zucker schicken. Du schreibst doch, daß Ihr nur noch 20 Pfund hättet. Und jetzt ist doch, gerade jetzt, Einmachzeit. Es ist nur schlecht hier mit Kilopäckchen. Dem Klug geht es nach wie vor gut. Und ist denn mein Geburtstagsgeschenk für Papa angekommen? Er wird doch wohl froh drum sein, denn das kann er doch immer brauchen. Auch wenn sie sechs Wochen später kommen (Zigaretten vielleicht). Bobelchen, ich hab einen mords Kohldampf.
Morgen ist Sonntag. Ich hoffe, dann mehr Zeit zu haben für einen etwas längeren Brief für Dich. Wir haben heute ein Schwein geschlachtet. Das gibt eine zünftige Fresserei. So, lieb Schatzeli, laß Dir den Mittagstisch recht gut schmecken. Ich küsse Dein Gesicht, mein Herzl, und sende Dir meine innigsten Grüße und ich halte Dich ganz, ganz fest lieb.
Dein immer froher und dankbarer

Ernst

 

 



Ansicht des Briefes

 

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