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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 20.01.1940 (3.2002.0349)

 

An der Westfront, Berglangenbach, den 20.1.40



Liebe Frau,

ja eine Postkarte aber nicht mit dem Inhalt wie ich ihn mir vorstellte. Also Frau Guicking, ich öffne kein Päckchen und keinen Brief. Sag mal, Du schreibst da von Urlaub. Hast Du eigentlich meine Briefe bekommen? Ich weiß nicht was ich sagen soll. Urlaub - vor dem ersten halben Jahr aber nicht. Dafür hast Du Dich so vorbei benommen. Einem Mann, dem man erst man erst vor 14 Tagen das Jawort gegeben hat schreibt man nicht so unüberlegte Worte. Was ich damit meine, das weißt Du ganz genau. Antworte mir doch erst mal auf meine Briefe. Auch habe ich heute die Papiere von unserem Darlehen an Dich abgeschickt. Natürlich an Webers. Ich wußte doch nicht, daß Du eine ganze Woche krank zu Haus bist. Hoffentlich haben Dir die paar Tage recht gut getan. Schicke bitte an Hans Beißenherz eine Hochzeitsanzeige.
Und heute abend hier? Ich bin allein, alles ist zum Manöverball. Ist etwas ganz besonderes in diesem kleinen Dorf. Also Irene ich hoffe baldigst Antwort auf meine Briefe zu bekommen. Der Inhalt ist interessant. Da soll ich an das denken, was Du mir am 16ten geschrieben hast? Ja gutes Frauchen, Fehlanzeige. Ich habe Dir in jedem meiner Briefe mitgeteilt, daß ich vor Ankunft Deiner Karte keinen Brief von Dir öffne und dabei bleibt es. Ich mache keinen Rückzieher, meine liebe Bobi. Solch einen Brief habe ich in den ersten 40 Jahren von meiner Frau nicht erwartet. Dafür hab ich sie doch viel zu lieb. Aber leider ist es nun geschehen. Und ist nicht mehr rückgängig zu machen. Es gibt nicht was man nicht verzeihen kann. Also Bobi überlege was Du getan hast. Hättest Du nicht vielleicht lieber zuerst etwas vorsichtiger sein sollen? Es ist Deine Sache. Du mußt wissen Deinen Mann zu behandeln. Ich weiß, ich nehme es wenigstens an, mit meiner Frau umzugehen. Auch ab und zu ist ja mal ein Wölkchen zwischen Sonne und Erde. Kann aber niemals als ernst aufgefaßt werden. Aber einen Schatten in unsere Liebe werfen, darum sei nun unbesorgt mein herzensgutes, dummes, liebes Ding. Weißt Du, ich würde ja gar zu gern die Briefe öffnen, aber ich tu es nicht. Solch böse Worte möchte ich einfach von meiner Frau nicht mehr hören und auch nicht lesen. So fertig ab. Es grüßt

Feldwebel Guicking

20.1.40

Liebe Irene!

Schicke dir hier die Papiere für unser Darlehen. Ich habe sie nummeriert. Paß mal gut auf! Nr. 1. Läßt du von deinem Chef ausfüllen, ist ja auch ersichtlich. Bei Nr. 2 füllst du aus: Erklärung der Ehefrau. Mit deiner Unterschrift. Mit Nr. 3 gehst du zum Arzt und läßt ihn unter deinen Angaben ausfüllen. Nr. 4 schickst du zu deinen Eltern. Dort ausfüllen lassen und weitersenden an Erich Ohabreker Wanfried hinter dem Marstall. Die Nummern 1 – 3 machst du fertig und schickst sie so schnell wie möglich an Erich. Habe im Moment keine Zeit Liebling, du entschuldigst doch?

Tausend innige Grüße

Dein Ernst.


 

 



Ansicht des Briefes

 

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