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Brief (Transkript)

Irene Guicking an Ernst Guicking am 15.02.1940 (3.2002.0349)

 

Gießen, den 15.2.40



Mein lieber Ernst,

Deinen Brief vom 12.2. habe ich heute erhalten. Ich danke Dir, endlich wieder mal einen Brief. Und Du mußt schon wieder ins Lazarett? Ist es denn mit Deinem Kopf schlimmer geworden? Hoffentlich heilt es jetzt endlich mal. Wachsen denn jetzt wieder die Haare? Und auf das, was nachher kommt, kann man sich ja schon "freuen"? Na ja, der Major weiß auch nichts, aber nett von ihm, wie er an die Frau denkt. Noch liebenswürdiger könnte er sich machen, wenn er Dich bald mal in Urlaub schicken würde. Vielleicht gibt es ja auch Genesungsurlaub. Oder glaubst Du, daß Du bald wieder entlassen wirst? Sonst verschiebt sich doch wieder der Urlaub. Schade, es muß doch immer etwas sein. Du schickst mir Seife, doch nicht etwa dasselbe Stück wieder, welches ich an Dich schickte? Du schreibst Kinderseife, hast Du noch welche? Jetzt bin ich nur gespannt, wo Du hinkommst. Es wär fein, wenn Du in die Nähe kämst. Darf ich Dich dann einmal besuchen? Oder erlaubt es der Feldwebel nicht? Sei mal nicht gar zu "preußisch", vielleicht darfst Du auch mal über Sonntag weg. Ja Du siehst: Illusionen, immer nur hab ich diese Illusionen.
Eben fällt mir wieder etwas ein. Ich erhielt neulich einen Brief und zum Schluß stand da so schön, es grüßt Feldwebel 'Guicking'. Ich wollte eigentlich den Brief umgehend zurückschicken, mit dem Vermerk 'unzulässig'. Die vier Wörter durchstreichen. Jetzt ist es zu spät. Aber wissen tust Du es. Jetzt lachen wir darüber, aber damals war es mir weiß Gott nicht zum Lachen zumute. Ich mach mir keine dummen Gedanken, Ernst. Ich weiß ja, es ist nichts schlimmes, und ich glaub es wird bald heilen. Im November war das etwas anders, ich wußte doch erst gar nichts und mußte doch mit allem rechnen.
Was hat Dir nun Mutti geschickt - drei Päckchen auf einmal? Von mir war eins dabei, ja das stimmt. Mutti hat Dich ins Herz geschlossen. Ist ja auch kein Wunder, allein der Kaffee macht das schon. Aber nicht wieder denken wegen dem Kaffee. Du bist imstande und glaubst das auch. Sie hat Dich wirklich gern. Die Mutti hat Dich genauso gern, wie wir Drei. Du schreibst da etwas, ich möchte gern wissen wie der Satz heißt wenn Du ihn ausgeschrieben hättest. Ich kann ja gut Gedanken erraten, aber hier bin ich hilflos. Du glaubst doch selbst nicht daran, daß Du Dich beschweren mußt. Ich werde schon wissen wie man seinen Mann behandelt. Aber bitte schreib mir doch mal wie der Satz fertig heißen würde. Ich soll zwar nicht gleich schreiben, aber ich denke, morgen weiß ich Deine neue Adresse. So lange bleibt er eben liegen.
Frau Hauch war also so lieb und hat gewaschen. Das dachte ich mir. Aber das nächste mal schick sie doch wieder hier her. Die Frau Hauch hat doch sowieso ihren Schaff mit Euch lieben Kerls. Welches ist eigentlich die nächste Bahnstation von Berglangenbach? Du fährst in "Erholung"? Ich mußte lachen, ich würde gern mitfahren. Jetzt muß ich wieder dafür sorgen, daß Du keine Langeweile hast. Ja, ja, Köpfchen muß man haben. Aber ich werde schon Hilfe wissen. Also dann gute "Erholung", vor allen Dingen komm gesund wieder. Einen zärtlichen Kuß auf beide Augen von

Deinem Spatzi

 

 



Ansicht des Briefes

 

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