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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 02.12. 1939 (3.2002.0349)

 

Feldlazarett, den 2.12.39

Mein lieb Mädi,

da haben wir die Schweinerei. Es ist ja etwas hart für den Anfang eines Briefes. Aber leider ist es ebenso. Einen Brief von Dir und drei von Deiner Mutter. Alle vom 27. Das scheint mir gut zu werden. Also, Dein Vater hat Krach gemacht, und das mit vollem Recht. Entweder durfte niemand etwas wissen, oder alle. Ich muß schon sagen, ich habe darauf gewartet. Es war ja auch meine Pflicht, das zu tun. Wäre auch alles anders gekommen, wenn ich dort wäre. Ja, und nun ist halt nichts zu ändern. Deine Mutti hat vollste Geheimhaltung in ihren Briefen verlangt. Hat mir alles klar gemacht. So wie Du. Wir hatten sie vollständig in unserem Fahrwasser. Und an Deinem Herrn Papa habe ich einen sechs Seiten langen Brief losgelassen. Der wird Augen machen. Aber nicht nach Hause, ich habe ihn ans Amt geschickt. Da bin ich gespannt. Ich habe ihm die Lage mit unserem Gehalt und zweitens etwas über unser Alter geschrieben. Ich habe klar und deutlich geschrieben, unter anderem, daß Du Dich schon lange danach sehnst, es nur nicht zum Ausdruck bringen konntest. Also mein Liebling, Du mußt gefaßt sein. Die Verantwortung für unser Vorhaben würde ich tragen. Warum soll ich mir da Gedanken machen? Sollte er damit eine ausweichende Antwort geben? Und wenn es so ist, dann werd ich mir schon zu helfen wissen. Dann schreibe ich überhaupt nicht. Dann fahren wir Weihnachten nach Altenburschla, schreiben vorher erst allen ab, fahren dann nach Gießen und lasse mich in Lauterbach überhaupt nicht sehen. Du kannst ja dann auch heimfahren, aber ohne mich. Ich würde mich zu Hause unmenschlich blamieren, wenn Dein Vater sein Einverständnis noch zurückhalten wird. Also mein Kind, ich fahre dann unverzüglich wieder nach dem Westen, wenn Dein Vater uns noch mehr Schwierigkeiten macht. Das ist nun mal mein Entschluß, und den werde ich ohne weiteres auch durchführen. Ich habe auch einen, und wenn es sein muß, einen ganz hartnäckigen Dickkopf. Das darfst Du Deiner Mutti sagen, damit sie weiß, wie ich denke. Meine Schuld ist es eben, den Vater nicht gefragt zu haben. Das ist nun halt geschehen. Ich habe mich entschuldigt, indem ich schrieb, erst Weihnachten mit ihm zu sprechen. Sollte ich eine abweisende Antwort erhalten, na dann eben machen wir es anders. Jetzt aber keinen dummen Kopf machen mein Schatz. Hinein geschaut, so lange uns die Sonne scheint. Es wird schon alles gut werden. Tausend innige Grüße und tausend Küsse von

Deinem Dich immer liebenden Ernst

 

 



Ansicht des Briefes

 

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