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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 11.11.1939 (3.2002.0349)

 

Berglangenbach, den 11.11.39

Mein liebes Frauchen,

ich bin gerade von einem herrlichen Sonntagsritt zurück. Ich habe auch gut gegessen und möchte mich nun etwas mit Dir unterhalten. Heute hatten wir einen herrlichen Sonntag. So ein Wetter hatten wir lange nicht. Sind auch den ganzen Tag draußen gewesen. 25 Kilometer sind wir geritten bis Idar Oberstein. Einfach wunderbar. Und was hast Du gemacht? Wäre das nicht ein ideales Wetter für unsere Verlobung gewesen? Ja, eigentlich wie ich mir das dachte, wäre ich jetzt bei Dir. Na ja, es gibt noch mehr schöne Tage. Hast Du etwas dagegen, wenn wir nach der Verlobung auch gleich aufs Standesamt gehen? Bitte kein Wort verlauten lassen, das machen wir ganz für uns ab. Wenn ich bei Dir bin unterhalten wir uns mal darüber. Es ist nämlich noch ein schönes Stückchen Geld was ich dann mehr bekomme. Wenn dann der Krieg glücklich zu Ende ginge, werden wir dann uns nach unserem Wunsch einrichten. Augenblicklich geht es nur um das Geld. Ein Feldwebel bekommt 220,00 Mark Gehalt und 18,00 Mark Kriegssold. An der Front 25,00 Mark. Es kommt auf Dich an. Du kannst bei Webers bleiben, damit es nicht auffällt. Kannst aber auch aufhören, dann müssen wir natürlich beichten. Wenn Du dann auch in der Woche 20 Mark erhältst, hätten wir doch einiges zusammen. Du darfst jetzt nicht denken, daß das schon alles Absicht ist. Ich habe nur einmal so ganz sachte daran gedacht. Es kommt jetzt alles auf Dich an. Sag mal, ob Deine Eltern einen Stammbaum haben schreiben lassen. Laß das doch bitte fertig machen und schicke, wenn es geht, davon einen an mich. Ich habe auch heute darum nach Hause geschrieben. Hoffentlich habe ich bald eine Antwort von Dir. Ich bin wirklich neugierig. So mein Liebchen, für heute genug. Überlege Dir die Sache gut, aber gib mir Deine ehrliche Antwort. Ich weiß, Du kannst die Zeit nicht abwarten, wo Du den Webers "adieu" sagen kannst. Für heute einen ganz innigen Kuß und tausend Grüße und mit Kaffee einen Gruß an Tante Johanna.

Dein Ernst

 

 



Ansicht des Briefes

 

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