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Brief (Transkript)

Ernst Guicking an Irene Guicking am 06.04.1941 (3.2002.0349)

 

Im Westen, den 6.4.41



Liebe Frau,

nun sind wir wieder da, wo wir herkamen. Sonne, Ruhe und vor meinem Fenster die weite Natur. Unser Quartier haben wir gewechselt. Wir liegen mit sämtlichen Unteroffizieren in einem anderen Haus. Wir fühlen uns auch hier ganz wohl. Hier gibt es wieder Eier und Fleisch. Wir können uns wieder nach Herzenslust satt essen. Was meinst Du, heute Nachmittag gehe ich auch angeln. Da lachst Du wieder, aber es ist so, ich habe es mir fest vorgenommen. Deinen letzten Brief erhielt ich auch, der mit den "Pananen" und dem "Tonner". Du, ich hab ja selbst gelacht. Wie kann man nur so blöde Fehler machen. Ich weiß selbst nicht, wie ich dazu gekommen bin. Auf alle Fälle, es ist nur gut, daß mich meine Frau darauf aufmerksam gemacht hat. Ich will Dir nichts verheimlichen aber ich muß zugeben, ich bin doch rot geworden aufgrund dieser blöden Böcke. Na ja, ich werde mich bessern, mein Bobeschen.
Was meinst Du, wie uns das Dorf hier empfangen hat. Alles stand auf der Straße zur Begrüßung. Hast Du die Sondermeldung gehört von wegen Griechenland und Jugoslawien? Da ist doch alles dran. Wird wohl Alfred mittendrin sein? Bobi, fährst Du Ostern nach Hause. Hui, was für ein Mittagessen: Kartoffeln, Schweinebraten und Kopfsalat. Alles dran. Hast Du auch so etwas Gutes? Laß es Dir recht gut schmecken, mein Schatz. Wie wird es erst schmecken, wenn Du mir alles zubereitest und wir an unserem eigenen Tisch sitzen? Ich küsse Dich, Dein Gesicht, und ich halte Dich ganz herzlich lieb.

Dein Ernst


Im Westen, den 6.4.41



Liebe Irene,

heute ist so'n Tag. Herrlicher Sonnenschein erfüllt mein Zimmer und die kleinen gefiederten Sänger geben dem Ganzen den Rahmen des nahenden Frühlings. Erwachen in der Natur, wachsen und sprießen. Alles das gib meinem Dasein Freude und Zuversicht. Nicht nur Baum und Gebüsch, nicht nur die Vögel unter dem Himmel haben daran teil sondern auch die Menschen, die alle um mich herum sind. Dieses Gefühl und das Empfinden macht mich so unsagbar glücklich, denn auch ich darf teilnehmen an diesem Wunder, an diesem Glück, an dieser unendlich großen Freude. Die Natur ist ja so reich an Gaben. Aber das herrlichste Geschenk, welches sie der Menschheit geben kann, das hat sie meiner herzinnigen, meiner vergötterten kleinen Frau in den Schoß gelegt. Es ist ja so schön an so etwas zu denken. Irene kannst Du denn auch nur im geringsten ermessen, was Du mir bist, was Du mir schenkst? Ich denke immer, Dein Herz muß zu klein dafür sein. Dein Herz kann das einfach alles nicht fassen. Nimm es mir nicht übel Irene, aber meine Gedanken kann und darf ich Dir nicht verheimlichen. Es soll ja auch keine Anschuldigung sein. Du verstehst mich doch. Mein Herz ist halt übervoll und ich muß jetzt einmal das alles überlaufen lassen. Ich kann nichts, ich kann gar nichts daran ändern, wenn ich Dich so lieb hab und wenn ich Dich so vergöttere, wenn Dich in Gedanken ein goldener Schein des Lichtes, der Liebe und der Heiligkeit umgibt, so sehe ich Dich mein Schatz. Du bist eben der ganze Inhalt meines Lebens und wenn Du Dich von mir irgend wann einmal abwenden solltest, dann habe auch ich allen Anteil am irdischen Menschenglück verloren. Aber das gibt es ja nicht. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, denn ich weiß, daß Du mich sehr, sehr lieb hast. Möge der Herrgott mit Dir sein, er möge Dich führen und schützen und unser Glück in seine Hände nehmen. Das sind meine Wünsche zu Deinem Geburtstag und zum Osterfest und für Dein ganzes neues Lebensjahr. In Tränen des Glücks und der Freude gedenke ich meiner herzinnigen lieben Frau. Ich küsse Deine Augen.

Dein Mann

 

 



Ansicht des Briefes

 

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