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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 23.07.1941 (3.2002.7139)

 

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23.7.41.



M.l.B.

Weil heute wieder mal wunderschön viel freie Zeit ist, und es sich so schön bequem im Walde liegt, sollst Du schon wieder einen Gruß bekommen, auf die Gefahr hin, daß ich heute keine Post von Dir bekomme. Bei uns hat sich eigentlich gar nichts geändert; wir sind nur ein Stückchen weitergerückt, sehen und hören vom Kriege absolut nichts; nicht einmal Russen-Flieger haben wir seit Tagen gesehen, außer einem abgestürzten Bomber, der übrigens nicht schlecht aussah; es scheint drüben schon zu Ende zu gehen, was uns recht ist. Anbei wieder einige Sächelchen fürs „Archiv“; alles primitiv und oft direkt abstoßend; diese Dinge und Philippi sind die kulturellen Pole, zwischen denen sich diese Feldzüge für mich abspielen. Vom typisch sowjetischen Zivilleben haben wir noch nicht viel gesehen; das wird dann im Altrussland deutlicher sein, besonders in Städten; da werde ich mich hoffentlich beobachtend und photographierend umtun können in Wohnhäusern, Betrieben, Schulen, Kirchen, Geschäften, Friedhöfen, Verkehrsmitteln usw. Du siehst, das Programm steht schon fest.
Gestern schickte ich wieder einen Film an Dich, heute kommen einige Bilder vom vorletzten Film nach, die ihm eigentlich vorausgehen sollten. Ist nicht das Bild von mir (Nr. 17) würdig von anderen Bildern eingerahmt?! Ks, Ks.
Aus Zillerthal kommt höchstpikanter Klatsch: Frau F. hat anständige Seitensprünge (angeblich mit Erfolg) gemacht und er läßt sich von ihr scheiden; dabei sind sie sich doch jetzt erst einander richtig würdig! Es tut sich was in Zillerthal. Übrigens schrieb ich kürzlich an Frau F., da von ihm immer noch keine Anschrift der Kompanie bekannt ist, daß der Torso und das Kohlenbecken vorerst bei Dir sind, ich bäte, an Dich zu schreiben, sobald sie es haben wolle. Schicke es ihr auf Anfordern zu mit Deinen Portokosten (vorher abwiegen) inliegend. Ich schätze, sie wird nach neuster Lage der Dinge sich nicht melden. Noch eine kleine Unbequemlichkeit: Ich habe etwa Anfang Mai an Donner eine kleine Bestellung geschickt und noch immer nichts gehört; rüttle ihn doch ein bißchen wach!
Nun grüß mir das kleine Volk und sei selbst herzlich gegrüßt
von Deinem Hellmuth.

 

 



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