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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 31.08.1939 (3.2002.7139)

 

31.8.39



M.l.B!

Vorhin hörte ich, daß unsere Post nach Hause vorläufig noch hier liegt, was aber „in der Heimat“ bekannt sei. Trotzdem will ich versuchen, diesen Brief herauszuschmuggeln und dieser törichten Bevormundung zuvorkommen. - Es geht mir sehr gut: tadellos ausgerüstet und verpflegt und ein ruhiger Dienst: eine Menge Geld haben wir auch schon bekommen, aber in dem elenden Gasthof von Wilhelmstal-Zilomischel, wo wir liegen, gibt es überhaupt nichts mehr. Ab 6. Sept. darfst Du mir unter meiner „Übungspostnummer“ (s.u.) schreiben; schicke mir bitte 1 - 2 Taschenlämpchen aus Nickel mit Batterien (wohl Nachttisch), mein SA-Sportabzeichen (Nachttisch od. Schreibtisch), einen Beutel f. Zucker, eine kleine Packung Nähzeug, da ich die große nicht unterbringen konnte u. mit Rucksack zurückgehen ließ. Also ich bin wieder beim schweren Maschinengewehr als Richtschütze und fühle mich da sehr wohl. Auch ganz nette Kameraden am Gewehr: 2 junge Aktive, 2 Kriegsteilnehmer, 2 Grünhörner. Nach der Zusammensetzung der Kompanie ist nicht anzunehmen, daß wir in vorderste Linie vorläufig kommen, aber man kann ja noch immer nicht abschätzen, welchen Umfang und welche Dauer der eventuelle Krieg haben wird; Du mußt jedenfalls auch jetzt die Ohren steif halten, um durch den lieblichen Bezugsscheinbetrieb durchzufinden: allerhand, sogar Zucker, den wir hier aber hoffentlich weiterhin bekommen werden. - Vielleicht schickst Du mir auch noch eine Karte (od. mehrere) von dieser und der östlich gelegenen Gegend (etwa Posen) aus dem Auto-Kartenwerk (rot, links auf dem Schreibtisch, Deckel nach hinten zusammendrücken u. Blätter heraus nehmen). Die Stimmung hier war anfangs sehr gut, wird aber jetzt etwas flauer, wohl durch die Langeweile, die wir haben. - Mutti habe ich heute auch eine Geburtstagskarte geschrieben, die ja aber auch erst irgendwann ankommen wird, schreibe ihr doch davon. Die Anschrift, unter der aber wohl erst ab 6.9. befördert wird, lautet:

„Gefreiter Hildebrand
Übungspostnummer 120132
Abholpostanstalt Zielenzig."

Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Hellmuth und grüße die 2 kleinen Banditen und die Lore schön.

In der Kompanie ist als einziger bekannter der jetzige Mieter von Frau Militz. In der Nachbarkompanie ist einer meiner Schüler der Heeresfaschschule als Oberfeldwebel.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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