Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 31.07.1941 (3.2002.7139)

 

Nr. 41
M.1.B!

31.7.41



Wenn ich auch das letzte Mal nur mit kurzen Zeilen von Deiner Hand vorlieb nehmen mußte, so soll dieser Brief doch an Dich gerichtet sein, wenn auch der Vater ihn eher verdient hat! Zunächst: Die Miniaturpäckchen habe ich wohl alle erhalten, gestern wieder einen Film mit Pralinen. Augenblicklich schwimme ich in Filmen, da doch nicht so sehr viel zu photographieren ist. Wir stecken jetzt in einer Bunkerlinie, die mit unheimlicher Präzision unter sehr geringen Verlusten auf unserer Seite geknackt wird. Die 2 Bunker, auf die unsere Kompanie losgelassen wurde, waren leider schon jedesmal von einer anderen Kompanie in Bearbeitung; so kam zum Bunkerfeuer noch eigenes Feuer dazu von der von anderer Seite angehenden Konkurrenz. Dabei sind die Bunker sehr stabil, gut getarnt und gut bewaffnet, aber ohne Zusammenarbeit, typisch Sowjetarbeit; das Ende ist gewöhnlich, daß der Kommissar-Kommandant, der bei uns nicht leben bleibt, seine Leute durch Einschließen oder mit der Pistole am Sichergeben hindert und der Laden von uns gesprengt wird. Man hat den Burschen gegenüber bei uns wenig Mitleid, da sie sich immer wieder als Tiermenschen zeigen; vorgestern wurden wieder 3 Mann, die versehentlich zu weit vorfuhren, erwürgt und massakriert gefunden. Übrigens ist in der Nachbarkompanie ein Namensvetter von mir verwundet worden; das bin ich also nicht, auch wenn Frau Silwedel es steif und fest behauptet.
Mit dem neuen Chef ist gut auszukommen; er ist sehr besorgt und vorsichtig und kennt - als ehemaliger russischer Offizier - die Russen sehr gut, seine etwas nölige Sprache und seine Gleichgültigkeit gegenüber den Dingen, in denen F.... groß war, lassen ihn oberflächlichen Betrachtern als schlechten Soldaten erscheinen.
Wir verrussen inzwischen immer mehr: Der 3.Teil der Kompanie hat Läuse (ich glücklicherweise noch nicht), wir essen junge Maiskolben und Zwiebeln und knautschen Sonnenblumenkerne. Viele, auch ich, haben wieder wie in Frankreich eine Hamstertasche (russ. Beutel) und russ. Zeltbahn zusätzlich für die Nacht.
Eben konnte ich zum ersten Male eine Anopheles auf meiner Hand beobachten; gut, daß wir regelmäßig unser Atebrin schlucken.
Augenblicklich habe ich einen riesigen Ubootsbart wie noch nie, da wir schon viele Tage vom Troß getrennt sind.
Wie schön, daß Du so fleißig einmachst! Anbei einige Bilderschecks, einen Sowjetpaß (mit dem typischen Bolschewisten!) und eine deutsche Aufforderung, sich zu ergeben.
Dem Schwabenvater herzlichen Dank für seinen ausführlichen Brief; Mutti meint, es wäre besser, wenn Rainer in männliche Schulmeisterhände käme als der Pummer.
Herzlich Dein Hellmuth.
Morgen sind wir ? Jahr aus Deutschland raus.

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top