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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 08.09.1940 (3.2002.7139)

 

Sieradsch, den 8.9.40.



M..B!

Heute kam Dein lieber Brief vom 4. mit den 3 Photos* und das Paket mit Erdbeergesälz an. Wir sind also nun seit Donnerstag abend in Sieradsch, aber höre und staune, am Dienstag geht es schon wieder weg und zwar zurück, nach Schrimm, dicht bei Schrada. Diesmal aber zu Fuß, ca. 180 km, macht eine gute Woche. Die leisten sich oben manchmal dolle Sachen. Aber es ist näher der Heimat! In Sieradsch ist es für kurze Zeit recht interessant, ich habe heute vormittag einen ganzen Film im Ghetto und vor der Kirche (Trachten!) verknipst. Es ist aber richtiges Kolonialgebiet: eine dünne herrschende Oberschicht (Deutsche), eine knurrende Mittelschicht (Polen) und eine kujonierte Unterschicht (Juden). Mit Zimmermieten hätte es hier bös ausgesehen: Bei Polen dürftest Du nicht wohnen und die Deutschen haben nichts zu vermieten, höchstens Leerzimmer. -
Da scheint die Spätzin von mir die Eigenschaft geerbt zu haben, in jeder Lage etwas Gutes zu finden; hat sie wenigstens Etwas von mir, die süße Krott. -
Mein Päckchen u. Paket hast Du hoffentlich inzwischen erhalten. Vorhin habe ich in der lieben Warthe gebadet, man kann trotz starker Strömung gerade noch hindurchgehen.
In Liebe Dein Hellmuth.

*das eine aus dem Saargebiet

 

 



Ansicht des Briefes

 

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