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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 08.04.1942 (3.2002.7139)

 

Nr. 90

8.4.42



M.l.B!

Nun machst Du Dir jetzt und zu der Zeit, da dieser Brief ankommt, wieder unnötige Sorgen! Du kennst doch meinen alten Trick, auf dem Wege vom Lazarett zur Truppe noch mal ins Lazarett zu gehen?! Diesmal ist mit dem rechten Knie was los; keine äußeren Merkmale, aber so, daß ich, nach einigen Wegen hier in der Hauptstadt zu fachärztlichen Untersuchungsstellen, mit dem Wagen ins Kriegslazarett fahren mußte. "Kriegslazarett“ ist so die Büttenausgabe der Lazarette außerhalb der Heimat: alles mächtig sauber und korrekt, gute Verpflegung, deutsche Schwestern (übrigens die ersten deutschen Frauen, die ich seit fast 1 1/4 Jahr sehe (sie haben mir aber nicht das Herz gebrochen!!) und vor allem auch medizinisch auf der Höhe. Es sind gleich so viel Untersuchungen bei mir gemacht worden, wie in meinem ganzen bisherigen Leben nicht; allein 4 Blutuntersuchungen (Senkung, Blutbild, dicker Tropfen u.- noch was), Harn-, Stuhl-, Röntgenuntersuchungen u. die üblichen Herz-, Lunge-, Reflexuntersuchungen. Wie bald und wo man mein Knie in Ordnung bekommt, ist noch nicht raus, da noch nicht alle Untersuchungsergebnisse ausgewertet sind und übrigens die Ärzte hier sehr wenig sagen. Das Schlimmste ist natürlich, daß ich nun von der Post weg bin und sie nun vorläufig an Dich zurückgeht, da ja die Kp. ziemlich woanders liegt, außerdem auch noch nicht weiß, wo ich bin. Dann will ich auch nicht verhehlen, daß ich - ohne Krampfgefahr lieber gesund zur Truppe gehe, als im besten Lazarett zu liegen, noch dazu mit einer Sache, der ich nicht ganz traue. Na, nun Schluß damit!-
Ihr seid jetzt also wieder zu 3, hoffentlich 4 vereinigt und die Berichte über die wiedervereinigten Geschwister werde ich wohl erst sehr spät zu lesen bekommen. - Mutti schrieb mir übrigens, daß es in der Wohnung normalerweise anständig kalt ist; Du bist doch auch noch diesen Winter mit Feuerung noch einigermaßen drangewesen, schien mir; na, wer weiß, was Du mir sonst nicht noch alles verschwiegen hast! - Von der Kp. erfahre ich nun nichts mehr vorderhand; ich glaube aber, sie macht auch allmählich hier Schluß, wenn auch die Russen den Wunsch ausgesprochen haben, die Division im Kaukasus wiederzusehen; für Überläufer wurden übrigens neuerdings außer amerikanischer Schokolade, Würstchen usw. auch Kommunistinnen versprochen! -
Vor meinem Abschied in B. habe ich noch einige Plastinki erstanden, aus großer Auswahl; vielleicht bringe ich sie heil nach Hause; wenn sie kaputtgehen, kann man sie gegen neue Platten eintauschen.- Zu lesen habe ich hier ausreichend, aber ich fühle mich trotzdem nicht mehr wohl im Lazarett; ich habe nun glücklich im letzten halben Jahr 18 Tage Kp.-Dienst gemacht; das ist nicht viel! Siehst Du, nun ist aus den Bulgarenstoff doch noch was für die Tochter herausgesprungen! Vielleicht auch noch eine kleine Kappe?
Na, nun für heute Schluß!
In Liebe Dein Hellmuth.

Bitte schreibe den Eltern, damit sie sich nicht aufregen, wenn Post zurückkommt. Schreibe an mich vorläufig ruhig weiter.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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