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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 19.02.1941 (3.2002.7139)

 

Nr.3.

O.U. den 19.2.41



M.l.B!

Seit meinem letzten Brief habe ich ein liebes Päckchen von Dir und Brief Nr.5 (12.2.) bekommen. Nr. 4 steht also noch aus, wird aber sicher noch eintrudeln. Die Gutsle waren ein lieber Heimatgruß; die neuen Nußrhomben schmecken sehr gut. Das Konfekt wird aufgehoben und sicher noch im alten Standort hier geknabbert. Die Versuchung, es vorher zu knabbern, ist nicht ganz so groß, da es hier auch Konfekt, Schokolade usw. gibt; ebenso gibt es bei Gelegenheit herrlichen Speck (sogar ohne Paprika), schöne französische Seife, Kaffee, Tee und andere Raritäten; leider, leider kann man nichts nach Hause schicken, da eben nur Briefe bis 100 g erlaubt; außerdem ist alles teurer als bei uns und die Leute betrügen nach Strich und Faden; der Wucher blüht, da es immer törichte Landser gibt, die zu viel bezahlen; der Orient macht sich bemerkbar. Morgen fahre ich in die Landeshauptstadt und hoffe allerlei zu sehen und zu photographieren (es gibt dort auch Schlagsahne!!) Anbei einige Bilderschecks (eben erzählt mein Stubenkamerad, mit den Dingern haben manche Kameraden im Polenfeldzug eingekauft!) und eine Landesfrucht, die Du sicher kennst, (scharfe Sache!). Auf die Taschenlampe, deren genauere Beschreibung wohl in Nr. 4 ist, bin ich gespannt; vielleicht so eine mit Dynamo wie Münzner hat? Heute kam der letzte Zillerthaler Film: schöne Bilder von den Grenzbauden usw. Weißt Du übrigens, auf wen ich die letzten Bilder verknipst habe? Auf die kleine Blonde (im Leinenladen, natürlich nur für mein rassenbiologisches Bildarchiv; einige Bilder bekommt sie übrigens selbst; sie hat schon bei Utecht nachgefragt, der übrigens beschwört, ihre Haarfarbe wäre echt (schon verdächtig!). Ich will mir morgen im Städtchen Phototaschen besorgen und dann beginnen wieder die Photoberichte in alter Frische. (von hier sind schon 2 Filme unterwegs).
Hier ist schon etwas Frühlingsluft, wie bei uns 4 Wochen später. Herzog hat ja unverdientes Schwein. Wahrscheinlich erzählt seine Frau jetzt vom anstrengenden und gefährlichen Leben ihres Mannes in Feindesland! - Ist der Pummer eigentlich ebenso unmusikalisch wie Rainer? Rede mit ihm (Rainer) nicht zuviel über Leben und Sterben; daß er seinen Baukasten schnell und ordentlich einräumt, ist wichtiger; verbiete ihm ruhig den Mund, wenn er ins Quasseln kommt. - Unzerschnittene Zeitungen kann ich leider nicht schicken, da nur Briefe erlaubt sind. - Der Dienst ist hier sehr ruhig, viel Arbeitsdienst, d. h. wir machen die Dorfwege begehbar, wozu die Bevölkerung zu faul ist. Ab morgen kommen auch schon die Landstraßen dran, da unsere LKW und Fahrzeuge ständig stecken bleiben. Auch Ortsschilder gelb-schwarz nach deutscher Manier werden von uns aufgestellt! Seit einigen Tagen gibt es hier auch Verdunkelung, aber bei der hier herrschenden Lotterwirtschaft wird das wohl nie klappen. Eine schwierigere Frage als zu Hause ist hier die Gesunderhaltung der Truppe und es ergehen dauernd Mahnungen bzgl. - Wassertrinken, einheimischer Nahrung, Ungeziefer, Geschlechtskrankheiten (letztere traten hier z. T. in besonders lieblichen Formen auf) usw. Sogar Schlangen und Skorpione spielen dabei eine Rolle.

so riecht gute Seife!

Herzliche Grüße
Dein Hellmuth.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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