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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 10.04.1941 (3.2002.7139)

 

10.4.41



M.l.B!

Nun sind wir den 4. Tag im neuen Land und es scheint die erste Post bald abgehen zu können. Das ist hier für unser Bataillon mal wieder ein ulkiger Krieg: wir sind am 7. früh über die Grenze auf einem Saumpfad über 1100 m gestiegen, auf dem schon vorher 1 Btl. rüber war; wir aber mit allen Waffen ohne Tragtiere; es war ein ziemlicher Klaviertransport; den uns nur die Tatsache etwas versüßte, daß auch die Offiziere einschl. Major den notwendigen Kram selbst schleppen mußten; der Hptm. hatte eine bildschöne Blase, und der Onkel Dr. Oberarzt, der die Umgekippten betreute, war selbst bald sein Kunde. Als wir von oben dann das Meer sahen und zwar kriegsmäßig wenn auch ohne Stahlhelm (!) als die nordischen Eroberer l000 m hinab ins Tal stiegen, war der Erfolg ein verblüffender. In den Dörfern kamen die Leute mit Brot, Käse, Eiern, Zigaretten an, alles gab Händchen und strahlte, alles noch mehr als in Bulgarien. Das Militär war getürmt u. die Leute hatten wohl einesteils Angst, anderteils alte Sympathien für Deutschland. Am Hauptübergang im O sah es wieder anders aus: Hochmoderne Bunker, die Straße weithin gesprengt und 123 u. 121 haben 2 Tage gewirkt und die Sache erst mit Massenartillerievorbereitung geschafft; wir waren schon von S her im Anmarsch. Unsere Verluste sehr gering, die feindlichen auch nicht bes. groß. So war, als wir unten waren, noch kein Fahrzeug unten, also auch keine Panzer u. motorisiert, der seltene Fall, daß die Fußinfanterie zuerst da war! Ich war vorgestern dann in der nächsten Stadt K. wo also zuerst noch wenig Militär war u. alles sehr freundlich u. willig war, sogar einzeln „eil ütler!“ Die Behörden, ausgerückt, die größeren Läden geschlossen, ein seltsamer, labiler Zustand; (unser Reichskreditgeld gilt); die Straßen voll Menschen, die staunten, wie vom Paß her allmählich die schweren Wagen angerast kamen, die als erste die notdürftig reparierte Straße passiert hatten. Und alles in der seefeuchten lauen Luft des Mittelmeers; die Natur schon nach der Obstblüte, Flieder u. Glycinien blühen, die kleinen Schildkröten von Taschenuhrgröße, noch ganz weich, - wie sich der Dicke darüber freuen würde - sitzen im Gebüsch u. die Smaragdeidechsen blitzen auf. Die Dörfer meist sauber u. wohlhabend (hier wird der beste Zigarettentabak der Welt gebaut!), am Meer aber die übelste Malariagegend des ganzen Landes.
Die militärischen Ereignisse jagen sich jetzt so an entscheidenderen Stellen als hier, daß wir trotz organisierten Rundfunks kaum noch folgen und, wenn Du diesen Brief erhältst, ist vielleicht hier schon alles aus. Wir sitzen augenblicklich im Quartier in einer Moschee. Unser Troß, der über den Paß ja muß, ist noch mehrere Zehner von km entfernt, von den 3 Decken, Tornister usw. ist man einige Zeit getrennt, die Verpflegung war etwas knapp; die Kompanie hat schon den 2. Ochsen geschlachtet - es ist dann immer ein Problem, ob der nächste Marschbefehl vor dem Garsein des Fleisches eintrifft und ich helfe mit türk. Honig meiner Verpflegung nach, habe aber noch mancherlei Reserven, z. B. die eiserne Portion, die zum Verbrauch freigestellt ist. Das erste, was für uns eben über den Paß gekommen ist, ist Reserveverpflegung und Post! Dein lb. Brief vom 31., das Wurstpaket! 3 Nußkuchenpakete von Mutti, ein Kuchchenpaket von den Eltern und ein Kuchchenpaket von Frau Vogel .... jetzt wegschaffen; na, es wird schon gehen! Bitte schreibe Mutti, ich habe kein Briefpapier mehr da, erst beim Gepäck.
Herzl. Grüße Dein Hellmuth.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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