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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 21.06.1941 (3.2002.7139)

 

Nr. 27.

21.6.41.



Aus Gründen der Geheimhaltung von Aufenthaltsort, Marschziel usw. ist seit gestern befohlen, die Briefe geöffnet bei der Kompanie abzugeben, sodaß der Kompaniechef die Briefe einsehen kann und soll. Dagegen ist nichts zu sagen, besonders da unser neuer Chef - wir haben schon wieder einen neuen, der älter und väter1icher als sein Vorgänger ist - Vertrauen einflößt; - leider ist aber keine Gewähr, daß nicht andere an die Briefe herankommen, z. B. unser sehr schnüffeliger und übelwollender Spieß. So ist einem die letzte persönliche Oase genommen und die Briefe werden also vorläufig des bisher üblichen vertraulichen Tones entbehren müssen. Hoffentlich wird dieser Zustand nicht allzu lange dauern!
Deinen Brief Nr. 34 vom 9./10. 6. habe ich erhalten. Mit den Mantelkäufen bin ich natürlich einverstanden; es ist klar, daß angeschafft wird, was nötig ist. Ich bin erstaunt, daß Du wieder so vorbildlich gespart hast! Die Summe ist wohl für 2 Monate. Sobald meine Postanweisung da ist, schreibe doch bitte mal den Gesamtbestand bei mir. Deine Betätigung in der Frauenschaft hat Dir sicher viel Freude gemacht und Dich mit manchen netten anderen Frauen zusammengebracht; bei dem Kreistreffen scheinst Du ja „für mehrere“ gespielt zu haben. Die Bildchen haben mich sehr gefreut; Rainer scheint nicht viel größer geworden zu sein. -
Du scheinst ja unendliche Mengen Farbfilme zu haben, schicke sie nicht zu rasch aufeinander, außer es ist viel los in der Welt. Gestern kamen wieder 3 Filme von der Agfa vom Rückmarsch, fast alles sehr nett geworden; leider kann ich sie nicht schicken, da auch das Heimschicken von Filmen verboten ist, ich werde sie aber gut verpacken, sodaß sie nicht leiden. Übrigens bewahre ich immer schon wie die Ameisen die Ameiseneier alles Filmmaterial vor Sonne und Hitze, Schade, daß Ziekes wegkommen, wieder eine Lehrlaufbekanntschaft.
Wir sind inzwischen noch immer auf dem Marsch, allerdings 2 Tage aufgehalten durch einen sintflutartigen Regen, der z. T. die Landstraßen unpassierbar machte. Der Marsch in dieser langweiligen Landschaft, bei z. T. schlechtem Wetter, bei einem kümmerlichen Volke dazu die Urlaubsenttäuschung und die Ungewißheit verlangen von uns mehr Standhaftigkeit als der Griechenland-Feldzug.
Herzliche Grüße Dein H.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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