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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 17.09.1939 (3.2002.7139)

 

Lowica b. Posen, 17.9.39


M.l.B!

Gestern habe ich endlich etwas von Hause gehört, ein Päckchen mit Brief vom 12. bekommen. Die Schokolade war sehr schön und angenehm, da so etwas hier schwer zu bekommen ist. Mit der Ersatzbatterie kann ich ja vorläufig nichts anfangen. Inzwischen hast Du ja von mir auch wieder Post erhalten, auch den Ermäßigungsschein, damit Du auf keinen Fall in Not kommst. Für den Brief auch vielen Dank einschließlich der Blümchen. Ist der Film inzwischen da? Hat Frau Militz von mir eine Karte bekommen? Wir sind nun jetzt wieder Richtung Heimat marschiert und haben für die nächste Woche die Aufgabe, hier noch einmal die Gegend durchzukämmen; es ist aber absolut nichts mehr da zum Durchkämmen, sodaß jetzt schon ziemlich stumpfsinniger Heimatdienst geschoben* wird und alles gern nach Hause will. So schnell wird das aber wohl nicht gehen; denn bevor nicht im W eine Klärung kommt, wird man uns kaum wieder laufen lassen. - Wir leben hier wie die Made im Speck, haben Eier u. Butter u. gebratene Hühner, soviel wir wollen, - eben habe ich mir 1/4 l Schlagsahne bestellt (ich habe auf der Sillianer Hütte auch nicht gedacht, daß ich hier die nächste Schlagsahne kriege!). - Ich schlafe als Unteroffizier-Diensttuer sogar im Bett (ohne Wanzen!). Im übrigen hat es der Zufall gewollt, daß wir hier 3 km von Sliwno entfernt sind, wo der Vetter Hans Hildebrand Gutsherr ist und wo jetzt der Bataillonsstab liegt; vorgestern war ich drüben, es war noch großer Trubel, da der Vetter erst vor 1 Tag aus der Internierung einigermaßen heil zurückgekommen war. Ich habe Neffe und Nichte von 17 bzw. 15 Jahren kennengelernt und bin ob der nun folgenden fetten Tage dort in der Kompanie direkt beneidet: könnte wahrscheinlich dorthin Dauerurlaub haben, wenn ich wollte, da der Spieß (Hauptfeldwebel) der Kompanie ein zukünftiger Schüler von mir ist, und Kompanie- u. Bataillonschef mit dem Vetter auf Jagd fahren. Ich mache aber lieber ordentlich Dienst und fahre gelegentlich rüber, schon, um nicht dauernd mit der Offiziersblase zusammen zu sein. Du siehst, daß die Sache immer mehr in eine Art Erholungsreise ausartet und es tut mir manchmal leid, daß wir nun gar nicht Feindberührung gehabt haben; das Etappenleben ist nichts auf die Dauer und man kann sich nur damit trösten, daß man das ja nicht in der Hand hat. - Mit Essen und Trinken sehen wir uns schon vor, siehe Dienstanweisung: „Verhalten in Feindesland“. - Grüße den standhaften Pummer und den Dicken, gehe recht früh schlafen (ich schlafe jetzt oft 9 Stunden u. gelegentlich noch tags) u. sei vielmals gegrüßt u. geküßt
von Deinem Hellmuth.

Hast Du den Wärmeschutzfilter bei Damer abgeholt? Daß er nicht wieder zurückgeht! Hast Du die von mir bestellten Kohlen nicht mehr bekommen?
Der Schüler mit den Äpfeln war wohl Niemsch. - Es scheinen ja nun doch eine Reihe von Kollegen fort zu sein, schreibe bitte darüber. Kommt Sonnabends noch Evchen heran?

* je weiter die Front ist, desto mehr geben die Dienstgrade auf

 

 



Ansicht des Briefes

 

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