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Brief (Transkript)

Hellmuth H. an seine Familie am 18.07.1940 (3.2002.7139)

 

Saargebiet, 18.7.40


M.1.B!

Dadurch, daß wir uns Deutschland näherten und der Post entgegen gingen, gab es die letzte Zeit unendlich viel Post, manchmal ältere mit neuester gemischt, sodaß mir manches auch im Danken durcheinandergeht. Ich erhielt u.a. kürzlich eine Pralinenschachtel, einen Film, wohl schon den dritten, die größeren quadratischen Bildchen und die kleinen unvergrößerten, dazu die vielen lieben Briefe! Gestern sind wir - im Rahmen eines 52-km-Marsches über die alte Reichsgrenze ins Saargebiet gegangen und haben heute in einem noch verlassenen, aber fast heil gebliebenen Dorf des Saargebietes Ruhetag. Am 23. wird verladen und dann geht es ostwärts; ich denke Frankfurt (Main) - Berlin - Posen; aber wer weiß welche Strecke und Umwege wir fahren werden. Ob es nach Posen vielleicht auch nach Wepritz geht, weiß noch immer niemand hier; jedenfalls sind Deine Rußland-Befürchtungen Unfug aus wer weiß was für trüben Quellen. Anbei ein Schwarz-Weiß-Bild aus der farbbildlosen Zeit, ich glaube, ganz nett; eigentlich sollte es Mutti bekommen; ich verpflichte Dich, es ihr sofort zuzuschicken; ich schicke im nächsten Brief das Negativ. Meine Farbbilder sind jetzt auch alle endlich zurück bis auf die des Marsches Lahr-Stuttgart mit den Stuttgart-Bildern. Ich schicke Dir erhaltene nicht mehr, es ist sicherer, wenn ich sie behalte. -
Blanck ist nicht verloren gegangen, sondern hat sich zum Bataillonsstab als Rechnungsführer verzogen. Rauter schrieb vor eine paar Tagen einen Brief und erhielt ausführlich Antwort.
Deine Nachreisepläne in Ehren; aber wollen erst mal sehen, ob ich nicht bald wegkomme von Preußens, man munkelt, wir würden zunächst als Erntehilfe verwendet. Anbei 1 Bilderscheck-Serie für das Pflanzenalbum zusätzlich. Warst Du bei Frau Vogel? Laß Dir das angelegen sein. Deine Gartenerfolge sind ja gewaltig. Zu den Tomaten hoffe ich zurecht zu kommen. Vor ein paar Tagen war ich in Nancy, habe aber nichts mehr zu kaufen gekriegt. Frankreich ist restlos ausgeplündert oder ausgekauft. Mir ist rätselhaft, wo Brederlow noch Kaffee bekam; bei uns hat keiner seit langem so etwas erwischt; nur anständige Alkoholika gab es noch reichlich in Nancy, einer recht schönen Stadt. Auf dem Weitermarsch kamen wir dann übrigens bald zum ersten Ort mit französischer und deutscher Ortsbezeichnung, als wir nämlich die alte Reichsgrenze von 1914 überschritten; von da an alle Anschläge nur deutsch; die Bevölkerung aber ziemlich unfreundlich.
Es ist sonst noch viel zu erzählen, aber das dann mündlich. Wenn Du diesen Brief erhältst, bin ich bald auf der Bahn, wo man vorwärts kommen soll, ohne die Beine zu gebrauchen. Seit dem Hundsrück sind wir in 65 Tagen ca. 1100 km allein marschiert.
Viele liebe Grüße
Dein Hellmuth.

Innerhalb Lothringens waren noch Trichter von italienischen Bomben.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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