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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 25.11.1918 (3.2012.2822)

 

25. 11.1918.



Meine Lieben!
Das war eine Freude, als mir mein treuer Nix heute früh ½ 8 (mitten in der Nacht) gleich zwei liebe Briefe von Euch an das Bett brachte! Da blieb ich nicht mehr lange liegen und dann beim Kaffee las ich mit aller Behaglichkeit Eure lieben Nachrichten (Vati\'s Brief von gestern Abend!! Habt 1000 herzlichen Dank für Euren so lieben Willkommensgruß aus der Heimat. Nun kann ich Euch auch noch gleich die freudige Mitteilung machen, daß Jahrgang 96 aus dem Brückenkopfgebiet gleichfalls zu entlassen ist! Heute früh stands im Divisionsbefehl. Meine Entlassung hängt also bloß noch davon ab, wann ich als Adjutant entbehrlich werde. Ich muß ja wohl so ziemlich mit am längsten aushalten, aber die Entlassungen gehen ja sehr schnell vor sich. Alle Linksrheiner, Neutralen u. Brückenkopfler haben wir schon heimgeschickt, jetzt kommen Staats- u. Kommunalbeamte, Angestellte des öffentl. Verkehrs, Bergbau, - Eisenbahn u.s.w. zur Entlassung. Das I. Batl. ist schon zum größeren Teil aufgelöst, da es seinerzeit aus dem Ldstm[?]. Batl. Crefeld, Düsseldorf u Dortmund zusammengestellt wurde, die linksrheinisch u. neutral sind. Eine fabelhafte Organisation ist zur Durchführung der Demobilisierung eines so gewaltigen Heeres erforderlich! Umso betrübender ist es, daß immer noch Unbefugte in so unverantwortlicher Weise durch blödsinnige Eingriffe den ganzen ganzen Betrieb zum Stocken bringen. Wir haben eine schöne Wut auf die Spartacusleute und alle, die jetzt nicht zusammenhalten.
Es ist gewiß nicht ganz Deutschland unabhängig[?]-sozial demokratisch und doch halten wir alle zur jetzigen Regierung, weil wir\'s den Feinden gegenüber tun müssen. Wenn wir uns erst mal nach außen gesichert haben, dann werden wir uns schon noch über die Regierungsform auseinandersetzen, die wir brauchen. -
Unser Hauptmann wird uns heute Nachmittag verlassen, er ist in Osthofen bei Worms zu Hause und vom Reg. Kdo. für abkömmlich erklärt. Wann ich für abkömmlich erklärt werde, kann ich nochnicht sagen. Es richtet sich wohl danach, wieviel Leute wir von hier aus entlassen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß das Batl. noch zum Ers. Batl. nach Halle i W. befördert wird, da die meisten unserer Leute ja in Lippe-Detmold oder aus der Gegend von Herford i W zu Hause sind. Unter diesen Umständen würde ich versuchen, unbedingt vorher zur Entlassung zu kommen, wenn ich irgendwie einen Vertreter bekommen kann. Ich glaube, Herr Major wird\'s schon tun, wenn es dienstlich einigermaßen möglich ist.
Ach, wie ich mich auf die Heimkehr freue! Es war doch eine gar lange Zeit, die wir fern vom Elternhaus verbringen mußten! - Und nun sollen wir gar das Weihnachtsfest miteinander feiern! Ich kann mir\'s noch kaum ausdenken! -
Für heute bin ich mit 1000herzlichen Grüßen Euer
Euchl. Wolf.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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