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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 23.04.1917 (3.2012.2822)

 

23. IV. 1917.


178.

Meine Lieben!
Gerade komme ich von einem langen Spaziergang durch die Stellung zurück. Traf dort ein-
einen jungen Beamtenstellvertreter, der sich als Hilfsgeologe meldete. Wir haben natürlich gleich ein längeres Gespräch miteinander angeknüpft u. die schwersten wissenschaftlichen Probleme gewälzt.
Das tut wieder mal wohl, sage ich Euch, mit einem Fachmann sprechen zu können. Er ist mit der geol. Aufnahme dieser Gegend beschäftigt. Ich habe ihm gleich verschiedene bemerkenswerte Stellen in dieser etwas eintönigen Granitwelt genannt, hoffentl. kann ich ihn öfters treffen. Er hat bei Sauer in Stuttgart u. Panpechi[?] in Tübingen studiert, ist Dr. der Geologie und beim Geol. stab der Armee-Abt. B. Das wäre so etwas für mich, nur müßte ich schon länger studiert haben.
Eben finde ich Eure liebe Karte aus Lichtenberg, aufgegeben in Niederhausen[?] 10. vor[?], hrzl. Dank dafür.
Es freut mich, daß Ihr es so schön getroffen habt, pflegt u. verpflegt Euch nur nach Kräften. -
Mir geht es hier nach wie vor Ia, ich gehe viel spazieren, lerne dadurch die Gegend allmählich gut kennen, aus der ich Euch heute wieder 2 Bilder schicke, d. h. dort war ich noch nicht, aber man sieht die Häuser sehr gut von verschiedenen hervorragenden Aussichtsstellen. Herrlich ist die Gegend hier, sage ich Euch, man staunt immer wieder über die Pracht! Hier hin werde ich mal meine Hochzeitsreise machen! Aber das hat noch gute Weile. Wenn nur erst mal der Krieg zu Ende ist. Die verzweifelten Anstrengungen der Engländer u. Franzosen, die so zu garkeinem Ergebnis führen, tuen allmählich doch immer dar[?], wer es länger aushält! Hoffentlich wird es mit den Lebensmitteln nicht schlimmer, ich habe immer den Eindruck, daß nicht Mangel an Ware, sondern Mangel an Organisation zu den schlechten Zuständen führen, wie wir sie doch vielfach haben. - Ich komme aus mit meinen Sachen, gestern bekam ich von Hildi ein Paketle mit Wasch[…], Zahnbürste (hatte nur inzwischen schon eine neue gekauft, und Dörrobst, das ich meist Abends beim Lesen behaglich kaue. -
Wir stecken immer noch im tiefen Winter, bis 30 cm u. mehr Schnee, heute schneits wieder heftig. Nachts friert es stark: „Frühlingsersatz“.
Nun lebt wohl. Alles Gute u. kräftige[?] Erholung!
1000 herzliche Grüße Euer Euchl. Wolf.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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