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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 09.09.1917 (3.2012.2822)

 

Sonntag, 9.9.1917.


262.

Meine Lieben!
Zu meiner großen Freude erhielt ich heute als schönsten Sonntagsgruß Vati\'s lieben Brief von seinem Geburtstag. Hab\' nur vielen vielen 1000 Dank, mein liebes Vati, ich habe mich schrecklich darüber gefreut, zumal ich ja so lange überhaupt keine Nachricht mehr von Euch bekommen hatte.
Ich beglückwünsche Vati herzlich zur Vollendung der Schaffelarbeit! Den Stein, der ihm vom Herzen viel, möchte ich gern in meiner Sammlung aufbewahren, auch wenn\'s einer mit fossilem Albumblatt sein sollte! - - Es wundert mich außerordentlich, daß der erbetene Urlaub nach Asch so lange auf sich warten läßt. Diese lächerlichen Grenzschwierigkeiten zwischen verbündeten Staaten! Zu lächerlich, so etwas, und ganz am falschen Platze[?]! - Großvati wird sich aber arg freuen, wenn wieder mal jemand aus Frankfurt zu ihm kommt; er bekommt dann auch wieder mal ein bißchen frischen und zuversichtlichen Geist um sich, der ihm in seiner näheren oder weiteren Umgebung fehlen dürfte. Was Mutti in Bregenz von oder über bundesbrüderliches Wesen erfahren hat, schmerzt mich recht; ich glaube, auch die Deutschen tragen viel Schuld daran, wir haben doch Offiziere im Heer, denen man besser die Achselstücke nicht gegeben hätte. Das ganze Ansehn des deutschen Offizierskorps wird durch solche Einzelne, die sich nicht zu benehmen wissen, geschändet. - Daß wir hier mit den ungarischen Truppen nur gute Erfahrungen gemacht haben, schrieb ich Euch schon. Sie sind sehr beleidigt, wenn man sie Östereicher nennt. „Ich Ungar!“ kriegt man immer zuerst zu hören, wenn man einen anredete: „Der Österreicher! Können Sie Deutsch?“ - Die zweite Antwort ist dann fast regelmäßig: „Niigs Duitsch!“
Gestern Nachmittag habe ich einen wunderschönen Ritt gemacht, wie ich Euch schon flüchtig schrieb. Die Kirche von Kramboar[?] ist recht eigenartig, aus Holz gebaut, mit Blech gedeckt und außer dem Kuppelbau riesig primitiv.
[Bleistiftzeichnung Kirche]
Ringe um die Kirche läuft ein kleines Dach, d. h. jetzt sind nur noch die Sparren vorhanden. Das Dach […] offenbar, das Regenwetter von dem Holzfundament abzuhalten, damit es nicht verfaulen kann. Die untersten Balken sind allerdings auf eine Stein[…] aufgelegt, ähnlich wie bei unseren Fachwerkhäusern der unterste Balken auf Stein liegt.
[Bleistiftzeichnung Ausschnitt Fachwerkhaus]
Das Innere konnte ich leider nicht besuchen, die Kirche dient als Materialschuppen und war verschlossen. Irgend einen Anhalt über Jahr der Erbauung kann man nicht finden. In Sassów[?] u. Werderberg[?] sind Holzkirchen von weit hübscherem Bau, ganz aus Holz u. mit Schindeln gedeckt. Vielleicht kann ich dort noch mal hinreiten u. zeichnen.
- Nun aber Schluß! Laßt\'s Euch recht gut gehen u. seid alle 1000 mal innig gegrüßt von Eurem Euchliebenden Wolf.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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