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Brief (Transkript)

Wolfgang Panzer an seine Verwandteten am 14.03.1917 (3.2012.2822)

 

14. III. 1917.


empf. d. 21.3.“
beantw. d. 26.3.“

Meine lieben Aschlauten!
Wie ein Spielball werde ich hin und her geworfen, vertrage es aber gut. Ihr wißt wohl, daß ich von meinem beschaulichen Daheim in Wasserburg plötzlich abberufen wurde wieder zu meinem Bataillon, um an der großen Besichtigung, die jedes mal am Ende einer Ruhezeit abgehalten wird, teilzunehmen. Wir hatten wieder eine große Schlacht zu schlagen, bei der ich mit Nachthelm und Fahrrad als Patrouillenoffizier tätig war. Am nächsten Tag habe ich mit Johannes einen wunderschönen Ritt nach Gebsweiler gemacht, verschiedenes eingekauft und noch mal gut Kaffee oder vielmehr Kakao getrunken, und in der nächsten Nacht ging es in 8 stündigen Marsch über 1268 m hohe Berge in ein schönes Waldlager, das unsere neue Heimat werden sollte. Unsere Kompagnien kamen also nicht in Stellung, sondern hatten Arbeitsdienst hinter der Stellung zu leisten. Mit Johannes u. einem netten Kameraden bezog ich einen gemütlichen Unterstand, in dem wir einige Tage friedlich und lustig hausten, wie es nur 3 junge Offiziere tun können, bis ich wieder mal durch Regimentsbefehl abberufen wurde zum Regimentsstab, um den beurlaubten Regimentsadjutanten zu vertreten. So sitze ich nun hier an meinem Adjutantentisch und herrsche u. regiere, daß es nur so raucht. Wir wohnen in einer Riesenbaracke in einem lieblichen Vogesentälchen (beiläufig gesagt in 900 m Höhe über dem Meeresspiegel!), außer dem Herrn Major sind wir noch 4 Herren eine Stube. Ich habe ein großes geräumiges Zimmer mit Bett, Waschtisch, Spiegel, Schreibtisch, Lehnstuhl, Klubsessel, Plüschsessel, elektrischem Licht, „Zentralheizung“, Sitz- und Fußbadewanne, kurz, es fehlt nicht an dem nötigen Komfort. Arbeit gibt es reichlich, aber ich kann doch immer ein bißchen Zeit zum Schreiben und Lesen erübrigen.
Nun darf ich aber nicht vergessen, Euch für die herrliche Wurst meinen allerherzlichsten Dank zu sagen. Sie kam zur gelegentsten Zeit, als nämlich die Verpflegungszufuhr in unserem neubezogenen Waldlager noch nicht ganz in der Reihe war. Wir haben uns zu dritt daran gelabt und dankbar der gütigen Spender u. Retter in der Not gedacht!
Schnee und Eis ist bei uns in der luftigen Höhe immer noch reichlich vorhanden, die wärmeren Täler u. Tälchen sind fast schneefrei. Wetter recht wechselnd, heute richtiges Aprilwetter.
1000 herzliche Grüße Euer Euchl. Wolf.

 

 



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