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Brief (Transkript)

Klaus Becker an seine Ehefrau am 12.9.1943 (3.2002.0224)

 

O.U., den 12. September 1943.



Meine liebe Suse!

Heute morgen bekam ich Deinen Brief vom 8. ds. Mts. und habe mich sehr darüber gefreut. Meinen herzlichen Dank dafür!
Die Abmachungen mit Klagenberg, die Du getroffen hast, sind in Ordnung. Es muss nach Rückzahlung der Hypothek nur darauf geachtet werden, dass dem Landratsamt mitgeteilt wird, dass die Zinsbelastung fortgefallen ist. Wird die Berufshaftpflichtversicherung nicht mit vom Familienunterhalt bezahlt? Wenn nicht, muss die Versicherung ruhen. Denn für die Zeit meiner Einberufung ist doch nichts mehr bei mir anhängig geworden. Und nur dafür würde ich doch die laufenden Beiträge zahlen. Für die vergangene Zeit bin ich durch meine früheren Beiträge geschützt. Es muss also von Dir nur ein entsprechender Antrag gestellt werden. Zessler mag ihn entgegen nehmen, evt. kann auch Frau Sievers ihn für Dich schreiben. An dem Talar hänge ich nun wirklich nicht. Im Gegenteil habe ich mich schon immer über ihn geärgert. Kylau hat ihn s.Zt. angefertigt und ihn verpfuscht. Ich wäre wirklich froh, wenn er nun nach Jahren einem nützlicheren Zweck zugeführt werden könnte. Und nun noch die Hühnerfrage! Mich betrifft sie ja am allerwenigsten. Für die kurze Zeit eines Urlaubs werde ich schon so viel Eier bekommen, wie ich sie mir wünsche. Wenn Dir die Futtermittelbeschaffung zu viel Schwierigkeiten macht, schlachte sie ab. Ich weiss ja auch, dass Madame Schlichting auch diese Angelegenheit nur vorwiegend von ihrem Gesichtspunkt aussieht. Also meinen Segen hast Du. Nur wird Frau Schlichting ja auch sehr viel schlechter dabei fahren als bisher.
Wegen meiner besseren Versetzungsaussichten schrieb ich Dir im letzten Brief. Neues darüber hörte ich seitdem nicht wieder. Es wird noch etwas dauern, denke ich. Denn gerade beim Kommiss dauert fast alles sehr viel länger als bei andern Stellen. - Heute bekam ich einen Brief von Gerd Müller. Ich schicke ihn mit, auch zur Aufbewahrung. Er wird Dir einige Mühe machen, aber schliesslich bekommst Du ihn doch heraus. Wenn ich im Winter nicht fort gekommen wäre dort, sässe ich nun auch mit im Dreck drin. So ein Bombenangriff hat es zwar auch verdammt in sich, wenn er wie beim letzten Mal in unmittelbarer Nähe erfolgt, aber eine solche Hölle dauert doch nur kurze Zeit, während die schweren Kämpfe im Osten sich über Wochen erstrecken. - Schon seit dem Morgen vor der Führerrede sehe ich wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Einen besonderen Grund finde ich dafür nicht, es ist rein gefühlsmäßig bedingt. Die Rede selbst unterstreiche ich hundertprozentig. Sie war etwas ganz anderes als das viele Geschwätz, das man leider sonst so häufig vorgesetzt bekommt. - Wir bringen jetzt allmaehlig hier wieder alles in Schwung. Die Scheiben sind sämtlich wieder drin und das Dach des nicht abgebrannten Flügels ist auch schon wieder ganz. Es fehlt nun allerdings noch ein ganz neues Dach für das Dachgeschoss des abgebrannten Flügels. Das Material ist noch nicht da. Zum Winter muss es rauf, sonst entsteht zu grosser Schaden.-
Auch den Brief von Legatzki schicke ich Dir mit, Er wird Dich, denke ich, interessieren.
Nun sie aufs herzlichste gegrüsst und grüsse auch die Kinder.
Dein Klaus

 

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