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Brief (Transkript)

Klaus Becker an seine Ehefrau am 25.10.1940 (3.2002.0224)

 

Rendsburg, den 25.10.1940.



Liebe Suse!

Seit Mittwoch sind wir hier in der Flakkaserne. Heute war Untersuchung. Fast alle sind k. V., ich auch. Wir sind hier gut aufgehoben und bleiben, soweit wir wissen, hier, bis die Ausbildung beendet ist. An Strümpfen, Unterzeug usw. brauchst Du nichts mehr anzuschaffen. Wir werden hier mit allem sehr gut versorgt. Wir haben völlig neue Uniform und Unterzeug bekommen. Ich habe also an solchen Sachen keinen Bedarf. Die Seife hattest Du allerdings wohl vergessen einzupacken. Du musst mir gelegentlich ein Stück guter Seife schicken, wenn Du erst Pakete schicken darfst. Wir liegen hier mit 8 Mann auf der Stube. Es ist recht nett. In andern Stuben liegen sie bis zu 13 Mann. Wir sind also gut dran. Lästig bemerkbar macht sich der Fliegeralarm. In der ersten Nacht waren wir 1 1/2 Stunde im Keller und in der letzten Nacht 3x, davon einmal über 2 Stunden. Das wird aber wohl Gewohnheit.
Vor meinem Weggang habe ich noch folgendes vergessen: Da ich das Büro noch mindestens 2 Monate offen halten muss, damit Medow die Sachen ordnungsgemäß übernehmen kann, kann ich für diese Zeit "Wirtschaftsbeihilfe" beantragen. Ich habe dies schon auf dem Wohlfahrtsamt besprochen. Es kommt dafür ein Betrag von etwa 150 RM monatlich in Frage. Dafür muss aber noch ein besonderer schriftlicher Antrag beim Bezirksamt eingereicht werden. Er wird am besten mit den Bescheinigungen über die Sicherungsbeiträge für die Lebensversicherung und Krankenkasse beim Bürgermeister eingereicht. Inhalt des Antrages etwa folgender:
Infolge meiner Einberufung zum Heeresdienst habe ich meine Tätigkeit als Rechtsanwalt und Notar mit dem 23. 10. 1940. eingestellt. Herr R. A. + Notar Medow übernimmt die Weiterbearbeitung der bei mir anhängigen Sachen. Um eine ordnungsgemäße Überleitung der Sachen zu gewährleisten, muss ich meine Bürokräfte noch mindestens 2 Monate weiter beschäftigen. Ich bitte daher um Erstattung des Gehalts der beiden bei mir beschäftigten Bürokräfte, nämlich
Fräulein Böckmann mit netto 100 RM
″ Blunck 11 " 20 "
soziale Abgabe + Steuern? "

Letzteres muss noch einmal genau festgestellt werden. Du kannst den Antrag für mich unterschreiben.
Erinnere Fräulein Böckmann I) an die Sicherungsbeiträge für die Versicherungen und die Krankenkasse,
2) an die Sache Lütje./. Klasen (die Sache muss Dr. Sambraus erledigen, es ist dort Termin am 31.10.), 3) an die Sache Bumann./. Schramm (R.A. Harder bearbeitet sie; Termin ist am 1.11., es müssen dort wahrscheinlich Kostenvorschüsse zu einem bestimmten Termin gezahlt werden), 4) an der Sache Sewering, vom Tage der Zustellung des Urteils muss die Revision binnen 1 Woche begründet sein.
Weiteres fällt mir vorläufig nicht ein.
Mit herzlichem Gruß auch an die Kinder!
Dein Klaus.

Falls in geschäft. Dingen Gelder bezahlt werden sollen, so bitte auf bzw. Beträge von 100- RM an zunächst bei mir anzufragen. Nach Möglichkeit unterbleibt die Auszahlung am besten. Frage Medow auch einmal wegen der Haftpflichtversicherung. Die muss doch auch ruhen. Er mag für mich das nötige veranlassen.
Die Bescheinigung über die Sicherungsbeiträge von den Lebensversicherungen u. der Krankenkasse müssen, sobald sie eingehen, sofort beim Bürgermeister eingereicht werden. Sind sie bis Dienstag nicht da, müssen sie dringend angemahnt werden.

 

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