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Brief (Transkript)

Klaus Becker an seine Ehefrau am 12.5.1942 (3.2002.0224)

 

Im Osten, den 12.5.42




Meine liebe Suse !

Es ist wirklich an der Zeit, dass ich Dir Deine letzten Briefe beantworte und mich für die inzwischen eingetroffenen Päckchen bedanke. Aber man ist nicht immer gerade zum Schreiben aufgelegt. Den letzten Brief schrieb ich Dir Anfang der vorigen Woche und inzwischen eine Karte. Also nun zunächst der Reihe nach. Herzlichen Dank für Deine ausführlichen Briefe vom 25.4.,27.4., 30.4. und 3.5.42 und für die Päckchen mit dem Honigkuchen und Pralinen sowie für die von Susanne gesandten Bonbons mit den beigefügten Briefen! Ich habe mich zu allem sehr gefreut und die Süßigkeiten haben mir ganz ausgezeichnet geschmeckt. Von Susanne erhielt ich gestern auch noch einen Brief vom 2.5.42. Sie ist ja wirklich ganz schreibfreudig u. bereitet mir damit stets eine große Freude. Richte ihr meinen Dank besonders aus. Ich schreibe demnächst auch wieder an die Kinder. Peter ist allerdings wohl schwer zum Schreiben zu bewegen. Ich hoffe, dass Du inzwischen wieder etwas mehr Post von mir bekommen hast. Denn wir liegen ja so günstig zur Bahn, dass wir durch die Schlammperiode beförderungsmäßig kaum betroffen sind. Im übrigen wird es jetzt ja auch langsam trocken. Die Straßen sahen hier im Frühling allerdings wieder schlimm aus. Ganz langsam wird es wärmer, aber in versteckten Mulden liegt immer noch Schnee und Bäume und Sträucher schlagen immer noch nicht aus. Nur die Wintersaat, von der es hier nur wenig gibt, grünt etwas. In einem Brief schreibst Du von Deinen Erlebnissen in Hamburg und wie viel schöner es doch bei ins in Segeberg sei. Auch ich bin immer wieder froh, dass wir so schön in der Kleinstadt wohnen und freue mich vor allem auch der Kinder wegen. Wieviel schöner haben sie es doch als die meisten Großstadtkinder. Von Deinem vorhandenen Kaffee verwahre doch noch etwas. Ich hoffe doch in etwa 2 Monaten auf Urlaub zu kommen. Es steigt ab morgen ein Ausbildungslehrgang für alle Funker der Abteilung, der 6-8 Wochen dauert. Nach Beendigung des Lehrgangs werde ich wohl auch mal Urlaub bekommen. Wenn bis dahin wieder Urlaubssperre ist, habe ich eben Pech gehabt. So habe ich ihn noch immer vor mir und die Vorfreude ist doch das Schönste. Ich hoffe dann, Dir auch einmal etwas reichlicher Futtermittel besorgen zu können für die Hühner. Wir können uns ja immer wieder darüber freuen, dass wir seiner Zeit den gut Gedanken ihrer Anschaffung hatten. Über Susannes Neigung und Lust zum Turnen freue ich mich sehr. Der B.D.M. und die HJ., richtig und vernünftig geleitet, ist nach meiner Meinung doch für die Kinder eine gute Einrichtung. Die Kinder werden in ihrer Ferienzeit doch einer vernünftigen Tätigkeit zugeführt. Damit, dass Susanne zur Schule angemeldet wird, bin ich einverstanden. Ich habe sie ja fast 1 ½ Jahre nicht mehr gesehen. Aber nach Deinen Schilderungen ist sie ja wirklich reif genug für die Schule. Ich glaube nicht einmal, dass sie sich wird etwas anstrengen müssen, um mitzukommen. Wie ist es eigentlich mit Susanne. Muß sie schon zum Herbst für die Dahlmannschule angemeldet werden? - Von Uwe erhielt ich vor einigen Tagen gleichfalls ein Brief. Auch mir schrieb er, dass er sehr viel zu tun hätte. Als Batteriechef hätte er es da viel besser gehabt. Aber dafür hat er den schlimmen Winter nicht mitzumachen brauchen. - Du schreibst auch von Deinem neuen Mädchen. Wenn es Dir nicht bewilligt wird, so betrachte das als Deinen Beitrag zum Kriege. Du wirst es schon allein schaffen. Von zurückkehrenden Urlaubern und neu eingesetzten Kameraden höre ich immer wieder, dass unsere Arbeiter und auch die Frauen sehr schwer arbeiten müssen. Ich kenne Dich so viel, dass Du es ohne große Schwierigkeiten schaffst. Susanne kann doch auch schon etwas helfen. - Ich schicke Dir auch eine Aufnahme von meinem Zusammentreffen mit den Segebergern im Herbst. - Von Mutter aus Elskop erhielt ich gestern Zigaretten mit einem Brief. Paul kommt wahrscheinlich schon wieder auf Urlaub. Schwein muss man haben! Ist Jakob eigentlich noch zu Hause? - Mir geht es nach wie vor gut.
Mit herzl. Grüßen auch an die Kinder!

 

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