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Brief (Transkript)

Klaus Becker an seine Ehefrau am 13.2.1942 (3.2002.0224)

 

Im Osten, den 13.2.42.



Meine liebe Suse!

Heute kam wieder mal ein Haufen Post an. Beim näheren Zusehen, war es allerdings etwas enttäuschend. Denn es waren überwiegend sehr alte Briefe von Dir, und zwar vom 1.10., 15.11., 17.11. und 8.1. Also wesentlich Neues konnte ich daraus nicht entnehmen. Trotzdem habe ich mich natürlich gefreut; meinen herzlichen Dank! Auch die Spielkarten kamen mit der gleichen Post an. Auch dafür meinen herzlichen Dank! Da mir immerhin noch allerhand weitere Briefe von Dir fehlen, verstehe ich so manches nicht von dem Du schreibst; ich kann die Zusammenhänge häufig nur erraten. Aber das lässt sich nun mal nicht ändern, da Du ja nicht im voraus weißt, welche Briefe nicht überkommen. Einem Deiner Briefe lag auch eine Aufstellung der Konten bei. Bisher sind von meiner Löhnung insgesamt 337,50 RM an Dich abgesandt. Verteile diesen Betrag nun so, dass Susanne 250 RM, Peter 200 RM und Karin 150 RM auf ihren Sparkonten haben. Mir scheint die Verteilung so entsprechend dem Alter der Kinder am gerechtesten zu sein. In einem Deiner Briefe schreibst Du auch, dass Du das Kinderzimmer hast tapezieren lassen. Die Kosten dafür müssen vom Hauskonto beglichen werden. Solltest Du das nicht getan haben, so gleiche das entsprechend aus. Es ist wegen der Übersicht der Unkosten fürs Haus erforderlich. - Seit einigen Tagen bin ich etwas kränklich. Ich bin ein wenig erkältet, habe daneben einen furchtbaren Darmkartarrh. Das ist deswegen besonders unangenehm, weil wir morgen wahrscheinlich wieder nach Gschatsk sollen. Wenn es bis dahin nicht besser ist, werde ich wohl noch einige Tage zurückbleiben und versuchen, später mit einem anderen Fahrzeug nachzukommen. Ob es morgen aber schon fortgeht, ist noch nicht endgültig heraus. Aus diesem Grunde war ich in den letzten Tagen gar nicht in Stimmung zu schreiben und verschob es von einem Tag auf den anderen. Aus diesem Grunde schreibe ich erst jetzt, nachdem seit Abgang des letzen Briefes schon 6 Tage vergangen sind. Es ist aber weiter nichts Ernstliches, nur ist hier alles etwas schwieriger mit der Besserung. - Die so sehr starke Kälte hatte für etwa 3 Tage erheblich nachgelassen. Wir hatten Temperaturen von 5 - 15° unter Null. Es war, da es außerdem windstill war, direkt angenehmes Winterwetter. Heute im Laufe des Tages ist es aber wieder mal sehr viel kälter geworden. Es herrscht ganz klares Frostwetter mit ziemlich heftigem Winde. Aber wir kommen dem Ende des Winters doch schon erheblich näher ­Wir erleben hier natürlich gar nichts. Dienst wird kaum gemacht. Da gehen die Gedanken natürlich besonders viel zu Euch. Ich male mir immer und immer wieder aus, wie es wäre, wenn ich mal auf Urlaub käme oder wenn der Krieg endgültig zu Ende ist. Bevor ich meine Tätigkeit wieder aufnehme, möchte ich mit Dir und den Kindern eine größere Reise machen, so habe ich mir in den letzten Tagen ausgedacht. Irgendwie muss doch das Ereignis in für uns alle eindrucksvoller Weise gefeiert werden. Aber das wird wohl noch etwas dauern. Bei den augenblicklichen Erfolgen der Japaner kann aber das Ende des Krieges näher sein, als wir es zu erhoffen wagen. Im Grunde genommen greifen die Ereignisse alle wunderbar ineinander. Zuerst habe ich den Russlandfeldzug in seinem weltpolitischen Zusammenhang nicht erkannt. Inzwischen sind sie mir aber doch klar geworden. Russland war doch der größte Trumpf Englands gegen uns und Japan. Deswegen mussten wir gegen Russland vorgehen. Durch unsern Druck auf Russland noch im Anfang des Winters zwangen wir es, seine Fernostarmee in den Kampf gegen uns zu werfen. Deswegen die harten Kämpfe an der ganzen Ostfront während des ganzen Winters. Dadurch ist aber Japans Flanke nach Norden entlastet, von Russland hat Japan nichts zu befürchten. Japan kann daher seine ganze Kraft gegen England im fernen Osten richten. Das aber bedeutet wieder für uns ein großer Erfolg gegen England. Wenn wir Russland also niederwerfen, so treffen wir damit England im fernen Osten und erschüttern sein Weltreich. Ich hoffe, dass es Euch allen gut geht, und grüße alle aufs herzlichste!
Dein Klaus.
Neue Feldpostanschrift: L 38545 Luftgaupostamt Posen

 

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