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Brief (Transkript)

Klaus Becker an seine Ehefrau am 13.01.1941 (3.2002.0224)

 

Feuerstellung, den 13.1.1941.



Meine liebe Suse!

Gestern erhielt ich Deinen Brief vom 7.1.1941 u. heute abend Deinen Brief vom 10.1.1941 mit den Marken u. den Namen. Herzlichen Dank für alles. Ich hatte schon sehr auf Nachricht von Dir gewartet. Im übrigen scheinst Du mich doch in meinem letzten Schreiben erheblich missverstanden zu haben. Es hat mir wirklich Freude gemacht, dass Du mir schreibst, Du hättest von mir geträumt, und ich habe wirklich Interesse, auch den Inhalt Deiner Träume von mir zu erfahren. Es war durchaus nicht ironisch gemeint, wie Du offenbar angenommen hast. Also schreib doch mal von Deinen Träumen. Du hast dann vielleicht auch mehr Stoff, um mir öfter schreiben zu können. Frau Schlichting schreibt doch täglich an ihren Mann. Sie hat offenbar doch immer Stoff genug. Ich lasse mir ja deswegen nicht die Segeberger Zeitung schicken, damit Du mir alles Besonderes, was in Segeberg und Umgegend an Besonderem passiert, schreiben kannst; denn dies ist mir doch die angenehmste Art, etwas Neues zu erfahren.
Ich freue mich, dass es Euch bis auf die Erkältung der Kinder gut geht. Peter hat ja demnächst Geburtstag. Ich werde Euch allen dazu eine Tafel Schokolade schicken, die ich zum Teil noch nachträglich zu Weihnachten von der Batterie erhalten habe u. zum Teil heute in der Kantine erstanden habe. Ich werde das Packet in einigen Tagen an Peter absenden.
Mir selber geht es nach wie vor gut. Der Dienst macht mir keine Schwierigkeiten u. Essen u. Trinken reichen aus. Wir machen uns häufig abends Bratkartoffeln, sodass wir immer reichlich u. gut zu essen haben, auch wenn das Mittagessen nicht erwartungsgemäß ausgefallen ist. Über dienstliche Angelegenheiten schreibe ich nicht gern; denn einmal wird es Dich kaum interessieren und andrerseits wirst Du vieles nicht verstehen können und schließlich wüsste ich nicht, was ich schreiben darf und was ich nicht schreiben darf. Da ist es schon besser, wenn ich darüber gar nichts schreibe. Ich war inzwischen noch einmal auf einen Nachmittag in Hannover. Ich war wieder im Film; „Kora Terry“ habe ich gesehen - nicht zu empfehlen. Ich wollte mir den Bismarckfilm ansehen, kam aber nicht mehr hinein, weil alle Plätze ausverkauft waren. Das ist ja eigentlich das Einzige, was man von Hannover hat; denn man muss ja sehen, dass man vor dem möglichen Fliegeralarm, aus Hannover heraus ist. Am Sonnabend hatten wir hier in der Kantine eine Filmvorführung. „Befreite Hände“, ein ganz großer Film. Ich war jedenfalls sehr angetan. Wie bei fast jedem waren die Ansichten über die Qualität des Films jedoch sehr verschieden. Die meisten wussten wohl auch nicht recht was damit anzufangen, andere fanden ihn kitschig, ich selber halte ihn für künstlerisch u. gedanklich gut u. konsequent durchgearbeitet. Falls der Film dort noch einmal gegeben werden sollte, empfehle ich Dir, ihn einmal anzusehen. Wenn Du nicht mit zu großen Erwartungen hingehst, wirst Du sicher Gefallen daran finden.
Heute erhielt ich von einem Rendsburger Kameraden 2 Bilder von Aufnahmen, die von uns am Tage unserer Verladung in Rendsburg am dortigen Bahnhof gemacht. Auf dem einen Bild bin ich mit Paulsen Heide zusammen u. auf dem anderen wieder mit ihm u. Eschenhauer aus Wien, von dem ich Dir schon häufiger erzählt habe. Ich füge beide Bilder zur Aufbewahrung bei.
Ich muss plötzlich schließen. Demnächst mehr!
Mit herzl. Gruß an Euch alle!

Dein Klaus

 

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