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Brief (Transkript)

Klaus Becker an seine Ehefrau am 10.1.1942 (3.2002.0224)

 

Im Osten, den 10.1.42.



Meine liebe Suse!

Gestern erhielt ich das Packet mit den Briefen von Deiner Mutter und der Kinder zu meinem
Geburtstage. Meinen herzlichsten Dank für die Kuchen und Kerzen! Über die Briefe der Kinder habe ich mich besonders gefreut. Sie haben sich viel Mühe dabei gegeben und schreiben beide schon verhältnismäßig richtig. Leider sind die von Dir erwähnten Briefe bisher nicht angekommen. Deine Mutter schreibt, dass sie bei Euch war, da Ihr sämtlich scharlachverdächtig gewesen wäret; sie und auch die Kinder schreiben davon, dass meine Mutter überraschend auf einige Stunden da gewesen sei. Da die Briefe von Dir wahrscheinlich nicht mehr überkommen, so schreib mir darüber doch noch mal. Das interessiert mich doch sehr, auch wer Mutter mitgenommen hat. - Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, dass ich den Geburtstag Deiner Mutter und von Lisa ganz vergessen habe. Ich werde in den nächsten Tagen schreiben und das versäumte nachholen. - Wie ich schon häufiger schrieb, sind offenbar viele Briefe verloren gegangen. Gestern erhielt ich Deine Briefe vom 1. und 8.12. Meinen herzlichsten Dank! Aber dazwischen und den früheren fehlen mir doch recht viele. Ich bin infolgedessen über die Ereignisse in Segeberg nicht gerade sehr orientiert. Für Dich ist es natürlich unmöglich zu wissen, welche Briefe nicht ankommen. Aber wenn Du eine Sache 2x schreibst und ich sie dann auch 2x zum Lesen bekomme, so ist das weiter nicht schlimm. Auf diese Weise bekomme ich aber mit Sicherheit etwas mehr zu wissen. Gerade jetzt im Winter, wo wir fast die ganze Zeit wegen der Kälte im Hause hocken, interessiert mich alles doppelt, was bei Euch zu Hause und in Segeberg passiert.­ Gestern erhielt ich auch wieder einen längeren Bericht der Ortsgruppe. Es war wieder mal ein dolles Geschwöge, und noch dazu auf Plattdeutsch. Ich kann so was nun gar nicht leiden und hatte gerade beim letzten Bericht das Gefühl, das die Herren dort das Bedürfnis haben, ihre Arbeit und ihre Bedeutung zu rechtfertigen. Wenn sie Tatsächliches aus Segeberg und über die Einwohner mitteilen, ist so ein Bericht sehr nett, alles andere ist aber Unsinn. Wir wissen auch ohne Herrn Dose, dass es wichtiger ist, die Front zu halten als dass die Soldaten zu Weihnachten auf Urlaub sind, u. ähnliches mehr. Mir geht es nach wie vor gut. Wir sind immer noch beim Stabe und haben mal viel mal fast nichts zu tun. Heute sind wir schon 8 Wochen beim Stabe. Es gefällt mir ganz gut und ich hoffe, dass dieser Zustand noch etwas anhält. Aber was wird, weiß niemand, einmal kommen wir aber ja doch zur Batterie zurück. - Peter Babbe ist doch wirklich zu beneiden, ebenso Jöns und Frank. Aber wahrscheinlich wissen sie es gar nicht so schätzen. Wer nicht hier in diesem Winter in Russland gewesen ist, weiß gar nicht, wie gut er es anderswo hat. Aber für uns kommt auch einmal die Zeit wieder, in der wir wieder zu Hause sein werden. Mit den herzlichsten Grüßen auch an die Kinder (sag ihnen, dass ich mich sehr über ihre Geburtstagsbriefe gefreut habe)!

Dein Klaus

 

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