Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Klaus Becker an seine Ehefrau am 10.8.1941 (3.2002.0224)

 

Russland, den 10.8.41



Meine liebe Suse!

Ich gehe gleich ins Dorf. Es ist dort ein Schleswig-Holsteiner, der gern mal einen Landsmann gesprochen hätte. Im Anschluss daran gehe ich dann zur Schreibstube, und da will ich doch gleich schreiben, damit auch dieser Brief noch gleich abgeht. - Es geht mir nach wie vor gut. Das Gewitter von vorgestern hat im ganzen eine Wetterverschlechterung gebracht. Nachts ist es schon recht kalt u. vor allem ist es feucht im Zelt. Gegen Morgen hängen Tropfen an der Zeltbahn; doch habe ich bisher nachts noch nicht gefroren. Gestern haben wir wieder 4 Hühner für 9 Mann geschlachtet. So ergänzen wir unsere Verpflegung. Die Hühnersuppe schmeckte recht gut u. das Fleisch habe ich heute kalt zum Frühstück gegessen. Die gestrigen Sondermeldungen haben uns sehr erfreut. Es geht nun mit dem Russen doch wohl auch rapide abwärts. In letzter Zeit lassen sich auch am Tage einige russische Flugzeuge sehen u. versuchen die Nachschubstrassen zu bombardieren, aber, soweit wir es erleben, ohne jeden Erfolg. Sie kommen stets in großer Höhe. Sie sind daher schwer zu treffen, können ihrerseits mit ihren Bombenwürfen nur Zufallstreffer buchen. Vorgestern erhielt ich Deine Briefe vom 24. und 27. Juli mit den Bildern. Ich habe mich darüber sehr gefreut. Die Bilder von den Kindern sind zwar nicht besonders gut ausgefallen, sie machen mir aber trotzdem Freude. Ich habe sie nun schon bald ein halbes Jahr nicht mehr gesehen u. nach den Bildern sind sie doch recht gewachsen und auch verändert. Wie gern wäre ich daher auch mal wieder zu Hause. Aber das wird wohl Herbst werden. Denn jetzt haben wir Mitte August u. bevor Moskau nicht in unserer Hand ist, ist kaum mit unserem Zurückziehen zu rechnen, u. dann bekomme ich ja auch nicht als erster Urlaub. Auch von der N.S.D.A.P. erhielt ich 10 Zigaretten u. den üblichen Bericht. Derartige Berichte finde ich zum Teil recht unangebracht. So väterliche, vaterländische Ermahnungen, wie sie von dort aus immer wieder erfolgen, wirken hier nur lächerlich. Die Herren dort tun oft so, als wenn nur sie recht wüssten, um was es ginge, und müssten uns das mitteilen, damit wir hier draußen auch die richtige Einstellung behielten. Die Tatsachenberichte sind im übrigen ja ganz nett, soweit wir sie von dort bekommen.
Mit den herzlichsten Grüßen an Euch alle
Dein Klaus

 

top