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Brief (Transkript)

Klaus Becker an seine Ehefrau am 14.12.1941 (3.2002.0224)

 

Im Osten, den 14.12.41.



Meine liebe Suse!

Ich bin heute 39 Jahre alt geworden. Wer hätte das im vorigen Jahr gedacht, dass ich den diesjährigen Geburtstag weit von der Heimat verbringen würde! Es geht mir aber trotzdem ausgezeichnet, obgleich wir gestern bei großer Kälte im Schneesturm den bisher unangenehmsten Stellungswechsel machten. Wir sollten morgens um 8 Uhr abfahren, kamen aber erst um 11 Uhr weg, so lange dauerte es, bis unser Wagen infolge der Kälte angesprungen war. Dann verfuhren wir uns noch mal, konnten eine ganze Zeit nicht weiter, weil gerade auf einer Brücke 2 Wagen neben einander liegen geblieben waren, und gerieten abends in der Dämmerung kurz vor unserem Ziel das erste Mal in den Graben und erreichten glücklich um 10 Uhr unser Ziel. Wir haben dann noch bis nach 12 Uhr gearbeitet. Aber heute ist schon alles wieder nur halb so schlimm. Wir haben ein sehr schönes warmes Quartier, die Leute sind freundlich und gestern Abend gab es noch warmes Essen. Heute morgen habe ich den letzten guten Kaffee getrunken, den Du mir geschickt hattest. Anlässlich meines Geburtstages war das angebracht; auch habe ich Honigbrot dazu gegessen. Inzwischen ist nämlich der Honig angekommen, sehr schön verpackt und daher auch völlig unversehrt. Meinen herzlichsten Dank! Auch ein Päckchen mit Zigarren und Dein Brief vom 21., 26. und 30.1041 kamen inzwischen an. Auch dafür meinen herzlichsten Dank! Auch ein Päckchen mit Zigarren und Deine Briefe vom 21., 26. und 30.30. kamen inzwischen an. Auch dafür meinen herzlichsten Dank! Dem einen Brief lag auch eine Karte von Susanne bei. Sage auch ihr, dass ich mich darüber sehr gefreut hätte und auch vielmals dafür danke. - Heute ist wunderbarer Sonnenschein und eine herrliche Schneelandschaft wie wir sie zu Hause nur selten haben. Leider können wir hier aber nicht bleiben, weil der Ort von einer anderen Einheit belegt wird. Aus diesem Grunde mussten wir auch schon die beiden Orte räumen, in denen wir vor dieser Stellung lagen, während das Dorf, in dem wir noch vor 1 Woche waren, entweder den Russen überlassen oder schon niedergebrannt ist. Aus dem Wehrmachtsbereicht hast Du erfahren, dass die Kämpfe hier im Osten infolge des Winters nur noch örtlichen Charakter haben. Beide Seiten richten sich daher mehr und mehr auf Verteidigung ein. Alles, was zwischen den Kampflinien liegt, wird daher nach Möglichkeit beseitigt, um vor Überraschungen sicher zu sein. Nachts sieht man daher vielfach den Feuerschein von Dörfern, die niedergebrannt werden, teils wohl von uns, teils auch von den Russen. Stellenweise drängt der Russe allerdings noch ziemlich, aber auch das wird nur noch von kurzer Dauer sein, dann wird hier wohl auch die winterliche Kampfruhe eintreten, abgesehen von Fliegertätigkeit, die hier wohl nicht ruhen wird. Mit Moskau wird es diesen Winter wohl nichts mehr werden. Wohin wir nun endgültig kommen, wissen wir natürlich nicht. Es geht erst mal wegen Quartiermangel wieder ein Stück zurück. Beim Stab sind wir zur Zeit ziemlich unentbehrlich und daher ein ganz angesehener Haufe. Führungsstaffel und sonstiger Stab sind schon seit 1 Woche wieder getrennt und wir sind die einzige Verbindung zwischen beiden Teilen und üben daher im Augenblick wieder eine wichtige Funktion aus. Das wirkt sich beim Quartiermachen und beim Stellungswechsel günstig für uns aus. Ohne uns wird nicht fortgefahren und wir 4 kommen möglichst immer in ein Quartier für uns allein, weil es bei unserer Arbeit ja ruhig sein muss. So schneiden wir meist gut mit unserem Quartier ab. Ob es heute noch fort geht, wissen wir nicht. Es fehlt im Augenblick noch der erforderliche Sprit und es ist jetzt schon 1/2 11 Uhr. Unter Umständen gibt es wieder eine tolle Fahrt.
Mit den herzlichsten Grüßen auch an die Kinder!

Dein Klaus

Du fragst in den Briefen wiederholt wegen Wintersachen an. Wir sind eigentlich ganz gut versorgt. Ich friere eigentlich bei großer Kälte nur an Händen, Füßen, Ohren und Nase. Gegen kalte Füße ist wohl kaum etwas zu machen. Die Stiefel sind so eng, dass ich keine Filzeinlagen machen kann, aber für die Hände wären Fausthandschuhe und Pulswärmer wohl das richtige und für die Ohren Ohrenklappen. Zum Schutz gegen die vorwitzige Nase gibt es wohl kein Mittel. Sie ist die Infanterie im Gesicht und wird daher wohl die größte Kälte ertragen müssen.

 

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