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Brief (Transkript)

Gerhard Kunde an seine Mutter am 07.08.1943 (3.2002.0864)

 

O.U., den 7.8.43.



Liebe Mutter!

Eigentlich weiß ich garnicht, was ich Dir schreiben soll, denn es ist alles unverändert. Daß O. inzwischen geräumt ist, hast Du im Wehrmachtsbericht gelesen. Es war nur noch ein Trümmerhaufen, diese ehemals stolze Adelsstadt aus der Zarenzeit, die noch jetzt eine ganze Anzahl stattlicher Gebäude von damals auswies. Auch wir werden hier nicht mehr lange bleiben, nur um Tage kann es sich noch handeln. Die ersten Wirtschafts- und Versorgungsanlagen sind heute bereits in die Luft geflogen oder brennen. Ein wenig befriedigendes Gefühl zu wissen, daß hier, wo wir 2 Jahre fast intensive Aufbauarbeit geleistet haben, nun alles wieder zerstört wird. Die Landwirtschaftsführer, bei denen wir, wie ich Dir wohl schon schrieb, liegen, sind ganz geschlagen, daß alle ihre Arbeit umsonst war. Die Ernte versprach außerordentlich gut zu werden, ist doch der Boden hier fast so gut wie in der Ukraine. Aber wir müssen uns eben mit der Notwendigkeit dieser Maßnahmen abfinden. Nachdem das Unternehmen um Kursk abgebrochen werden mußte, war es eigentlich klar, daß dieser Raum nicht gehalten werden konnte. Die Kräfte, die hier dazu hätten eingesetzt werden müssen, werden offenbar an anderer Stelle dringender benötigt.
Die Nachrichten aus Berlin von Evakuierung der Schulen und der Mütter mit Kindern sind ja nicht gerade sonderlich beruhigend für uns. Na, hoffentlich ist alles wieder einmal halb so schlimm, obwohl die Nachrichten aus Hamburg ja sehr wenig ermutigend sind. Könntest Du nicht auch irgendwo außerhalb Berlins ein Unterkommen finden?
Wir müssen mit Fassung weiter auf die Dinge warten, die da kommen. Alles Gute dann und recht herzliche Grüße
Dein Gerhard.

 

 



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