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Brief (Transkript)

Gerhard Kunde an seine Mutter am 17.11.1943 (3.2002.0864)

 

O.U., den 17.11. 43.



Liebe Mutter!

Recht herzlichen Dank für Deinen Brief vom 10.11. Deine Sorge um mein Wohlergehen ist wieder einmal völlig unbegründet. Ich liege also in Bo. mit den Uffz. Solinski, Schäfer und Heinecke, 3 Russen und einem LKW. Diese räumliche Trennung vom Batl., das weiterhin auf dem Dorf liegt, war notwendig, da wir nicht soviel Benzin bekommen, um mit dem LKW. die Verpflegung von hier in das rn. 30 km entfernte P. zu schaffen. Andererseits bietet ein Empfang gleich mit [...]fahrzeugen ganz erhebliche Schwierigkeiten So empfangen wir also mit dem LKW und schlagen dann auf die Pferdewagen um, die an einem Tage herkommen u. am nächsten zurückfahren.
Wir hatten schon viel Ärger hier, denn wir hatten keine Quartiergenehmigung bekommen – Standortkommandant ist ein ein wenig überspannter General, der die Sache persönlich abgelehnt hat, - so mussten also zunächst schwarz wohnen. Wir saßen also ständig wie auf einem Wölkchen, und tatsächlich spürte uns eines Tages die Feldpolizei auf. Die machte glücklicherweise noch keine richtige Meldung, ein Fw. beim Quartieramt legte mir bloß nahe dort zu verschwinden, da sonst durch die verstärkt eingesetzte Heeresstreife die Sache doch an die große Glocke kommen könnte. Nun, dieser Sorge sind wir inzwischen glücklich enthoben, denn wir haben jetzt 2 Räume vom Kdeur. der Osttruppen – d.i. für uns etwas Ähnliches wie ein Divisionskommandeur. – überlassen bekommen. Und warm zu essen bekommen wir auch. Der Uffz. Heinecke, ein schon älterer Mann, den ich zur Unterstützung von Schäfer angefordert hatte, kocht für uns, und das ganz ausgezeichnet. Ich habe schon einen richtigen Bauch bekommen bei der guten Verpflegung.
Decken und Winterbekleidung, also Handschuhe u. Kopfschützer für jeden Mann u. Übermäntel für die Fahrer, habe ich inzwischen auch empfangen. Das hat auch genug Anstrengungen gekostet bis ich das hatte. Wir unterstehen jetzt wirtschaftlich direkt der Armee und die Herren dort sind ziemlich entgegenkommend.
Seit 2 Wochen leben wir nun schon in der ständigen Erwartung der Verlegung. Das ist natürlich wieder eine ziemliche Nervernsache. Aber [...], auch das wird vorübergehen.
Dorothee scheint die Vorbereitungen zur Hochzeit recht aktiv zu betreiben. Sie schreibt mir gerade, daß sie beim Standesamt mal Erkundigungen eingezogen und bei Pfarrer Wiese einen Besuch gemacht hat. Ist Czopnik [?] eigentlich nicht mehr bei uns tätig? Ich schrieb ihr doch ausdrücklich, sie möchte zu dem gehen. Der Wiese geht mir ja nun garnicht. Versuch doch das noch geradezubiegen.
Der Ernst Fahrenberg ist, glaube ich, bis Obertertia in meine Klasse gegangen. Dann blieb er sitzen. Ob er noch das Abitur gemacht hat, weiß ich garnicht. Der Vater war Organist in Brg. [?] u Gesanglehrer am Lyzeum. – Das Müllers wegziehen, ist ja eigentlich schade. Haben uns doch gut verstanden.
Alles Gute u. recht viele liebe Grüße
Dein Gerhard

 

 



Ansicht des Briefes

 

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