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Brief (Transkript)

Gerhard Kunde an seine Mutter am 29.11.1940 (3.2002.0864)

 

Feldpost-Nr. 20331

Reichshof, den 29.11. 40.



Liebe Mutter!

Deinen Brief vom 25./26. 11. habe ich erhalten. Ich muß schon sagen, daß Du mir so wieder garnicht gefällst. Aber die Schwarzseherei ist Dir schon so in Fleisch und Blut übergegangen, daß es Dir doch wohl sehr schwer fällt, längere Zeit davon zu lassen. Glücklicherweise kann ich eine ganz eindeutige und viel weniger gefahrvolle Erklärung für die Wiedereinführung der Feldpost bei uns geben. Bei der „Deutschen Post Osten“ sind eine Menge polnischer Arbeitskräfte beschäftigt, und da ist es in letzter Zeit zu einer Reihe von Unregelmäßigkeiten im besonderen mit Dienstpost gekommen. Um dies in Zukunft zu verhindern, ist die Postbeförderung der Wehrmacht wieder ganz in die Hände der Deutschen Feldpost gegeben worden. Nun, zufrieden damit? Als Ergänzung hierzu kann ich Dir noch etwas berichten, das uns gestern der hiesige Kreishauptmann in einem Vortrag brachte.
Am 4.11., also noch vor dem Besuch Molotows soll der Führer erklärt haben, im Generalgouvernement ständen jetzt die politischen Aufgaben an erster Stelle, d.h. also, daß die militärischen Belange nicht mehr so vordringlich sind. – Du erinnerst Dich sicher, daß wir einmal in einer Wochenschau den Hauptmann Falk vom Geschwader Schumacher, der auf der Penne eine Klasse vor mir war, gesehen haben. Jetzt fand ich endgültig ein Bild von ihm im „Adler“. Er ist inzwischen Major geworden und hat das Ritterkreuz bekommen, Ganz schön schon für seine etwa 29 Jahr, was?
L. beklagt sich jetzt ständig über meine wenigen Briefe und den kühlen Ton derselben. Inzwischen wird sie ja nun wohl aus allen Wolken gefallen sein, denn daß ich ihr, ohne auch nur das Geringste vorher davon zu erwähnen, den Abschied geben werde, darin wird sie ja wohl nicht im Traum gedacht haben, Aber ich habe absolut kein schlechtes Gewissen, daß ich zu roh und herzlos gehandelt habe. Seit der Verlobung habe ich doch nicht viel Freude an ihr gehabt, viel mehr Ärger. Du weißt ja nur einen Bruchteil davon.
Recht geruhsame Nächte dann und auch sonst alles Gute verbunden mit dem herzlichsten Grüßen Dein Gerhard

Dein Päckchen habe ich noch nicht erhalten. Du hast doch meins mit den [...] Resten sicher inzwischen bekommen?!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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