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Brief (Transkript)

Gerhard Kunde an seine Mutter am 24.03.1944 (3.2002.0864)

 

O.U., den 24.3.44.



Liebe Mutter!

Heute habe ich gleich 2 Briefe von Dir bekommen, die vom 18. u. 30.3. Für beide sage ich Dir recht herzlichen Dank. Ich möchte nur wissen, wer von Euch auf die seltsame Idee gekommen ist, daß wir hier im Westen eine neue FP.Nr. bekommen. Wo Ihr gesehen habt, daß ich während der ganzen Fahrt und auch noch von hier die alte Nr. im Absender angegeben habe, müsste Euch ja eigentlich klar geworden sein, daß alles beim alten bleibt. Ansonsten hätte ich Euch ja auch bestimmt darauf aufmerksam gemacht. Um bei Postsachen zu bleiben: Das 2. Päckchen, das Du bekommen hast, ist natürlich für Dich. Die Innenadresse ist verkehrt, wahrscheinlich weil ich gleichzeitig auch für Dorth. ein Päckchen gepackt habe.
Daß Dorth. jetzt ziemlich durcheinander ist, wo sie neben ihrem Dienst noch die Hausarbeit zu machen hat, kann ich mir denken. Ich weiß nicht recht, warum Du gekränkt bist, daß sie sich nicht gleich von Dir helfen lassen will. Kannst Du nicht verstehen, daß sie als Jüngere und Deine Schwiegertochter obendrein nun einmal zeigen will, daß sie auch in einer schwierigen Situation allein fertig wird. Ich glaube, Du hättest es nicht anders gemacht. Ich habe Ihr aber auch gleich geschrieben, daß Du doch, ohne daß es für Dich eine Mehrarbeit ist, für sie mit einholen kannst. (Von Deinem Angebot habe ich nichts erwähnt.) damit würde sie mir sogar eine Freude machen, da sie mehr Zeit mir zu schreiben.
Ich weiß garnicht warum Du so einen Zorn auf den Gerdi hast? Bei uns heißen ab 1.5. auch alle Stabszahlmeister – Stabsintendant. Und da sind auch genug Zwölfender bei, und was für Knall- und Suffköppe darunter. Wenn der Gerdi auch nicht mein Fall ist, so bin ich doch der Ansicht, daß er nicht durch Protektion geworden ist, was er ist, sondern tatsächlich durch seine Leistung. Glück hatte er insofern gehabt, als er an eine Stelle gekommen ist, wo er eine gute Aufstiegsmöglichkeit gefunden hat.
Gekauft habe ich für Dich bisher ein Paar Strümpfe, sonst außer der Handtasche für Dorth. kaum etwas, weil ich das Geld für den Anzugstoff zusammenhalten will. Wenn ich noch bis zum 1.4. hierbleiben könnte, würde ich soviel zusammen haben. Hätte ich dazu noch die 100,- Rm, die ich schon lange bei Dorth. angefordert habe, könnte ich für Dich auch noch einiges kaufen. Heute gab es in der Marketenderei schwarzen Wollstoff, bes. vielleicht für Kostüm oder Sommermantel geeignet, den Meter zu 30,- Rm. Ein Hutstumpen kostet 35,- Rm. Du siehst, es gibt alles, aber zu ganz erheblichen Preisen. Woher das Zeug kommt, ist uns allen völlig schleierhaft. Wir fragten uns immer, ob wir oder die Franzosen gesiegt haben! Hoffentlich habt Ihr den letzten Tagesangriff gut überstanden. Alles Gute und recht herzliche Grüße. Dein Gerhard.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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