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Brief (Transkript)

Ernst Emmerich an seine Eltern am 20.11.1915 (3.2011.3530)

 

20.11.15.


…. Es giebt auch schon wieder neue Verhältnisse zu erfassen, da ich zur 1. Komp. versetzt bin. Das nimmt immerhin eine ganze Menge Zeit u. Gedanken in Anspruch. - Warum ich versetzt bin, habe ich nun ja auch herausbekommen. Es ist nicht etwa irgend eine Unfähigkeit oder ein Fehler von mir. Die Gründe liegen wo anders. Dies nur, damit Ihr Euch über mich keine Sorgen macht. Ich kann mir nicht verhehlen, daß es scheint als hätte ich einen guten Eindruck im Offizierskorps des Bat. gemacht. Die kleinen Sorgen alle die dieses – Manöverleben mit sich bringt, sind ohne Bedeutung u. kommen nur daher, daß man hier Zeit hat, nicht nur an Deutschland sondern auch an sich zu denken. Das bekommt einem immer schlecht. - Da fällt mir übrigens noch für Mutters Menschenstudien ein, was mir meine Barmer[?] alte Dame geschrieben hat. Ich hatte ihr nämlich versehentlich ein wenig Philosophie verzapft, u. da schreibt sie: „Ich finde, von den Frauen wird eine größere Vielseitigkeit verlangt wie von den Männern; sie sollen gute Hausfrauen u. Mütter sein; nebenbei sollen sie auch alles mögliche wissen, was aber nur nach einer weiteren Selbstbildung nach dem Abiturium möglich ist.“ - Mir scheint doch eigentlich, der Mann der außer seinem Beruf auch noch Hausherr u. Vater sein soll, ist doch kaum minder beschäftigt – es liegt doch ein gewisses Schwächezugeständnis darin. Na, wir werden uns schon wieder vertragen. - Zu zusammenhängenden Briefen bin ich nicht mehr fähig; man verblödet unrettbar in diesem unvermeidlichen Stellungskrieg – lieber gar keinen! - Anbei ein Lied zu Eddelbüttels v. Stut. Rudolph. -

 

 



Ansicht des Briefes

 

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